Die Studiengänge Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie gehören zu den begehrtesten Studiengängen in Deutschland. Doch im letzten Wintersemester erhielt nur jeder 5. Bewerber auch eine Zusage. Dies und die aktuellen NC-Werte zwischen 1,0 und 1,6 schrecken viele Bewerber ab.
Aber es gibt auch ein paar Wehrmutstropfen, für diejenigen die keinen 1,0er-Schnitt im Abitur hatten. Die NC-Werte der Studiengänge ergeben sich in den allermeisten Fällen nur aus einem Teil der Bewerber, den sogenannten „Abiturbesten“. Diese machen oft jedoch gerade mal 20% aller zu vergebenen Studienplätze aus. Nahezu jede Universität nutzt aber neben dem klassischen Auswahlverfahren nach der Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung (Abitur oder berufliche Qualifikation) auch ein eigenes Auswahlverfahren der Hochschule (AdH). Diese Auswahlverfahren richten sich oft nach anderen Kriterien als die Note des Abiturzeugnisses. Hier ein paar Beispiele für die unterschiedlichen Auswahlverfahren der Universitäten:
Beispiel Medizin:
Universität Ulm (Studiengänge Medizin und Zahnmedizin):
- 60% aller verfügbaren Plätze werden durch das Auswahlverfahren der Hochschule (AdH) vergeben (Voraussetzung für das AdH ist ein Notendurchschnitt von 2,5 oder besser)
Platzvergabe im Auswahlverfahren der Hochschule (AdH):
- 50% durch Abiturnote + Verbesserung der Abiturnote um maximal 0,3 Notenpunkte bei einer beruflichen Qualifizierung (z.B. eine abgeschlossene Berufsausbildung als Rettungsassistent/in oder eine ehrenamtliche Tätigkeit beim DLRG);
- 50% durch Abiturnote + Testergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge (TMS)
Beispiel Tiermedizin:
Tierärztliche Hochschule Hannover:
- 60% aller verfügbaren Plätze werden durch das AdH vergeben (Voraussetzung ist ein Notendurchschnitt von 2,5 oder besser und die Angabe der TiHo als erste Ortspräferenz)
Platzvergabe im Auswahlverfahren der Hochschule (AdH):
- Alle Kandidaten, die die Voraussetzungen für das AdH erfüllen werden zu einem schriftlichen Motivationstest eingeladen
- Die Auswahl und Vergabe der Studienplätze im AdH richtet sich dann nach folgender Rangordnung:
- Durchschnittsnote im Abitur
- Ergebnis des schriftlichen Motivationstests
- Abschluss einer staatlich anerkannten Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer in einem studienrelevanten Beruf (soweit vorhanden)
- Belegung der naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie in den letzten vier Schulhalbjahren (soweit vorhanden)
Das klingt doch schon mal positiv. Denn auch mit einem Durschnitt von 2,5 kann man an den Auswahlverfahren der Hochschulen teilnehmen. Und hier kann man seinen Notendurchschnitt oftmals durch praktische Tätigkeiten im medizinischen Bereich verbessern. Hat man keine Ausbildung, Praktikum oder ähnliches abgelegt, dann kann man bei schriftlichen Motivationstests, Auswahltests, Fragebögen oder Auswahlgesprächen der Hochschulen beweisen, dass man auch ohne 1,0er-Schnitt das Zeug zu einem medizinischen Studium hat. Zudem solltet ihr die Ortspräferenz bei der Bewerbung für einen medizinischen Studiengang beachten. Alle Studienplätze für medizinische Studiengänge an den öffentlichen Hochschulen in Deutschland werden über das Portal hochschulstart.de vergeben. Bei deiner Bewerbung solltest du dir daher genau überlegen, welche Hochschule für dich die erste, zweite oder dritte Wahl ist. Denn manche Hochschulen, wie z.B. die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), nehmen nur Bewerber in das Auswahlverfahren auf, die die TiHo als erste Wahl (also 1. Ortspräferenz) ausgewählt haben. Besonders bei kleineren Hochschulen wie z.B. Jena, Mainz oder Halle-Wittenberg hat man somit bessere Chancen auf ein medizinisches Studium, da diese kleineren oder unbekannteren Standorte seltener als erste Wahl angegeben werden.
Berücksichtigst du also alle Kriterien bei der Platzvergabe für ein medizinisches Studium: berufliche Qualifizierung, Auswahltests, Ortspräferenz oder deine Stärken lagen genau in den naturwissenschaftlichen Abiturfächern, dann hast du auch ohne 1,0er Schnitt gute Chancen einen Studienplatz.
Eine Übersicht über die Auswahlgrenzen für die Ortspräferenzen der einzelnen Hochschulen findest du hier in den Statistiken unter „Angebot und Nachfrage“ der Seiten von hochschulstart.de