Zoe

Dass es nicht immer mit dem Plan A klappt, hat Zoe am eigenen Leib erfahren. Jetzt freut sie sich sehr, dass sie eine Alternative gefunden hat und beginnt das Abenteuer Studium mit großer Vorfreude – und ein bisschen Aufregung.

Zoe, 19, Fasia-Jansen-Gesamtschule

Hey Zoe, magst du dich zu Beginn einmal persönlich vorstellen? Gerne. Ich bin Zoe, ich bin 19 Jahre alt und wohne ganz im Osten von Oberhausen. Jetzt gerade mache ich mein Abitur an der Fasia-Jansen-Gesamtschule.

Wie kommt es denn dann, dass du auf die „Fasia“ gehst, und nicht bei dir in der Nähe dein Abi machst? Ich habe mir damals die Schule selbst aussuchen dürfen. Dabei war mir sehr wichtig, dass es eine schöne Schulbibliothek gibt. Mir ist Lesen schon immer sehr wichtig gewesen und ich fand die Bibliothek an der „Fasia“ einfach am besten. Meine Mutter war hier und ich habe später herausgefunden, dass sogar mein Opa auf der Schule war, als es noch ein Jungengymnasium war. Ich bin zufrieden mit meiner Wahl.

Wie war deine Schulzeit so? An sich gut, auch wenn mir Schule nicht immer nur Spaß gemacht hat. Ich habe auch nicht so coole Erfahrungen gemacht. Aber sie hat mir auf jeden Fall viel gegeben, was mir nun hilft. Und nach acht Jahren reicht es nun auch. (lacht)
Ich hatte immer den nächsten Schritt vor Augen. In der Unterstufe war es das Abitur, das ich unbedingt machen wollte. Und das hat mich motiviert, mich immer anzustrengen. Und nun ist das Studium quasi als nächstes dran.

Wie geht es denn nun für dich weiter? Ich habe ganz lange gedacht, dass ich nach dem Abitur auf eine Universität gehen möchte. Und dann war es ganz passend, dass mir mein Kunstlehrer in der EF gesagt hat, ich soll zur Alexandra ins Talentscouting gehen. Und dann habe ich mit Alex darüber gesprochen, was der beste Weg ist. Auch mit meinem eigentlichen Berufswunsch, Architektur zu studieren. Das war schon ganz lange mein Traum. Ich habe letztens ein altes Freundesbuch gefunden, da habe ich bei Berufswunsch schon „Architektin“ eingetragen. Und dann habe ich gemerkt, dass es für mich logisch wäre, an eine Hochschule zu gehen und dort zu studieren.

Kannst du den Gedanken etwas genauer erklären? Ich habe mir mit Alex‘ Unterstützung die Unis angesehen, an denen ich Architektur studieren könnte. Ich wollte wissen, was die so anbieten und wie das abläuft. Und dann habe ich gemerkt, dass eine Hochschule vermutlich besser passen würde. Ich bin sehr kommunikativ, arbeite gerne mit anderen Menschen zusammen. Ich mag Gruppenarbeiten und da finde ich die Hochschule mit den praktischen Anteilen und den vielen Projekten einfach gut. Dann habe ich mir einige Hochschulen auch persönlich angesehen und am Ende entschieden, wo ich mich bewerben möchte.

„Durch die Gespräche mit Alex habe ich herausgefunden, worum es mir ging. Vorher konnte ich das nicht immer aussprechen, weil man mich nicht verstanden hätte, aber sie hat mich angeregt, nachzudenken und zu erzählen.“

Und an welcher Hochschule hast du dich beworben? An der Peter Beren School of Art. Mir hat die moderne Aufmachung gefallen, und mir war wichtig, dass ich am Ende mit dem Abschluss auch etwas anfangen kann. Daher hatte ich mich sehr darauf konzentriert, einen guten Abiturschnitt zu bekommen und mich künstlerisch auszutoben, damit ich denen eine gute Mappe präsentieren konnte und sie mich auch aufnehmen. Alex hat mich dabei begleitet und mir erklärt, wie das mit der Bewerbung so abläuft. Und ich hatte Kontakt zu zwei Architekten.

Das scheint gar nicht so einfach zu sein, dort aufgenommen zu werden. Und dann hat es am Ende doch nicht gekappt. Wie war das für dich? Ja, das stimmt leider. Für das Studium musste ich eine Mappe anfertigen, mit kreativen Arbeiten, Zeichnungen und so weiter. Dafür habe ich mich sehr angestrengt. Deshalb tat es mir richtig richtig weh, als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich nicht aufgenommen wurde. Es war schon ein Schock. Und dann hatte ich erst richtig Panik, was ich nun machen sollte. Denn ein FSJ wollte ich nicht machen, ich wollte direkt loslegen und nicht noch ein Jahr warten.

Was ist denn nun dein Plan B? Ich habe nun sehr lange überlegt, was ich machen möchte. Auch dabei hat Alex mich unterstützt. Sie hat mich gefragt, wofür ich mich sonst noch sehr interessiere und da fiel mir direkt Geschichte ein. Ich war mir aber nicht sicher, was ich damit später machen sollte, aber fand die Idee toll, es mit einem zweiten Fach zu kombinieren. Und dann habe ich mich innerhalb von fünf Tagen für Lehramt mit den Fächern Geschichte und evangelische Theologie entschieden und mich an der Uni Duisburg-Essen beworben. Dabei war mir wichtig, dass ich das für die Gesamtschule oder das Gymnasium studiere, weil ich mich da gerade in Geschichte mit viel mehr Themen beschäftigen kann.

Wie kommst du auf Theologie? Das war so ein bisschen Ausschlussverfahren. Ich hatte ein paar Ideen zu geisteswissenschaftlichen Fächern, das hat aber alles nicht so gut gepasst. Und dann habe ich Theologie entdeckt und direkt meinen ehemaligen Relilehrer angesprochen, was man da so studiert. Und das hat mir irgendwie sehr gut gefallen.

Lass uns noch einmal kurz darüber sprechen, wie du das Talentscouting erlebt hast und was ihr in der Zeit gemeinsam gemacht habt. Am Anfang hatten wir viele Gespräche darüber, in welche Richtung ich nach dem Abitur gehen möchte. Ob ich Mediendesign studieren möchte, öder doch Ingenieurswissenschaften. Da habe ich dann immer versucht, mich selbst schlau zu machen und dann im nächsten Monat mit Alex darüber zu sprechen, was ich herausgefunden habe. Und als mir dann klar wurde, dass es doch Architektur sein sollte, haben wir uns zusammen die Webseiten der Hochschulen angesehen und sie hat mir die Unterschiede erklärt. Und dann hat sie mir gesagt, ich soll zwei Hochschulen besuchen.

Mir hat das alles sehr geholfen. Einmal, weil ich dem Englisch-Unterricht entfliehen konnte, weil ich Englisch hasse! (lacht) Und dann konnte ich immer wieder überprüfen, ob das, was ich rausgefunden hatte, wirklich stimmte. Sie hat immer hinterfragt. Und ich konnte mit allen Fragen und Sorgen zu ihr kommen und mit ihr darüber sprechen – in meiner Familie kennt sich ja niemand wirklich damit aus.

Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du nun Lehramt studierst? Meine Eltern sagen, ich soll das machen. Sie stehen halt komplett hinter mir, aber es ist auch mein Weg und ich muss mir sicher sein, dass ich das möchte. Also sie werden mich auch unterstützen, falls ich nun merke, dass Lehramt doch nicht das richtige für mich ist. Ich bin ihnen da sehr dankbar, dass sie für mich da sind.
Die haben mich ja auch vorher schon bei allem unterstützt. Mein Opa ist damals schon mit mir zu den Hochschulen gefahren und hat sich Zeit genommen, das kennenzulernen. Er ist ein wichtiges Vorbild für mich, weil er einfach schon so viel erlebt hat. Und meine Großtante hat mich immer irgendwie besonders angetrieben. Sie hat mir immer gesagt, ich soll das Abitur machen, das Beste rausholen, etwas für die Gesellschaft bewegen, für mich selbst sorgen und nicht von einem Mann abhängig sein. (lacht)
Ich bin ein krasser Familienmensch und ich habe von jedem etwas geerbt und mitgenommen. Sie sagen, dass es egal ist, was ich nun mache, aber sie wissen, dass ich es durchziehen werde. Und dass sie mich immer unterstützen werden, falls ich Hilfe brauche. Auf der anderen Seite habe ich erst durch die Gespräche mit Alex wirklich herausgefunden, worum es mir ging. Vorher konnte ich das nicht immer aussprechen, weil man mich nicht verstanden hätte, aber sie hat mich angeregt, nachzudenken und zu erzählen.

Wie hat sie das geschafft? Indem sie immer wieder nachgefragt hat, was ich denke oder wie ich über etwas denke, warum ich etwas möchte. Das war am Anfang nicht leicht, ich war es nicht gewohnt, so offen über mich zu reden. Sie hat dann angefangen, auch immer ein bisschen von sich zu erzählen, wie ihr Tag war oder was sie gemacht hat und das hat mir geholfen. Ohne sie würde ich heute bestimmt kein Interview führen. (lacht)

Jetzt haben wir ganz viel über deine Pläne und deinen Weg gesprochen, aber dich als Person noch nicht so gut kennengelernt. Erzähl mal, was machst du eigentlich in deiner Freizeit? Ich war jahrelang in einem Tanzverein für latein-amerikanische Tänze. Dort sind wir auch regemäßig auf Wettkämpfe gefahren. Und ich bin im Schützenverein. Das ist gewissermaßen auch eine große Familie für mich. (lacht) Und ich habe schon immer viel gezeichnet, ich lese gerne und schreibe auch etwas. Und Bewegung ist mir wichtig und ich gehe gerne zu Fuß oder wandern.
Was mir sehr wichtig ist, ist Verantwortung zu übernehmen. Also gerne auch im Kleinen. In der Schule war ich mal Klassenbuchführerin, weil die Lehrer mich wohl für verantwortungsbewusst gehalten haben. (lacht) Und wenn jemand Hilfe braucht, oder alleine nicht weiterkommt, dann helfe ich gerne. Daneben engagiere ich mit im Schützenverein als Jugendsprecherin. Und ich habe auch schon bei Jugendfreizeiten mitgemacht und war dort Teamerin.

„Vertraut darauf, was ihr könnt. Viele unterschätzen sich einfach selbst, und die wissen gar nicht, wie stark sie gerade seien könnten.“

Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Vertraut darauf, was ihr könnt. Ich glaube, viele unterschätzen sich einfach, wenn sie sich fragen, was sie tun sollen oder was sie schaffen könnten. Ich habe das auch gemerkt in meinem Freundeskreis, viele unterschätzen sich einfach selbst, und die wissen gar nicht, wie stark sie gerade sein könnten. Ich weiß ich zum Beispiel, dass ich mir auf Englisch eine Pizza bestellen kann, aber jetzt nicht unbedingt Romeo und Julia zitieren kann. (lacht)
Ich bin ja auch schon auf die Schnauze gefallen, mit Dingen, die ich mir vorgenommen habe, wie halt das Studium. Aber ich habe mir Gedanken gemacht und mir einen Plan B überlegt und da werde ich jetzt genauso viel reinstecken, wie vorher, damit das klappt.

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Selbstliebe. Die Akzeptanz, einfach die Person zu sein, die du gerade bist. Einfach mal sich selbst zu akzeptieren. Es ist nicht wichtig, was andere von dir denken, sondern es ist wichtig, deine eigene Persönlichkeit zu haben. Man wird in der Schule, vor allem in der Schule, in Schubladen reingesteckt. Und wenn du da nicht reinpasst, dich da nicht reinzwängen möchtest, weil du einfach andere Interessen hast, dann bist du ganz schnell außen vor und dann fragst du dich selbst, ob irgendwas falsch mit dir ist. Allein dieser Gedankengang kann so viel kaputt machen, das ist einfach falsch.

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Mir fällt es immer noch sehr schwer, das so zu sagen. Ich habe am Anfang immer gedacht, damit wäre ich etwas Besseres und dabei bin ich doch zufällig ins Talentscouting gekommen. Aber Alex war eine große Bereicherung für mich und im Grund helft ihr Talentscouts uns auch nur, wenn wir auch selbst etwas tun und motiviert sind, an uns zu arbeiten. Ich hatte kaum eine Möglichkeit, meine Familie zu fragen, wenn es das Studium oder so was geht. Jetzt weiß ich, dass jeder dann halt zu euch kommen kann und ihr alle unterstützt, die das nutzen möchten.