Hallo Yasin, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Mein Name ist Yasin, ich bin 19 Jahre alt und habe an der Fasia-Jansen-Gesamtschule in Oberhausen mein Abitur absolviert.
Wie verlief deine Schulzeit? Welche waren deine Lieblingsfächer? Wie war dein schulischer Laufweg? Ich finde, dass ich einen interessanten Laufweg hatte. Seit der 5. Klasse war ich auf der Fasia-Jansen-Gesamtschule, damals hieß sie noch Gesamtschule Alt-Oberhausen. Nach der 10. Klasse habe ich meine Qualifikation erhalten und ich stand bei der Entscheidung, ob ich mein Abitur machen sollte. Einerseits wollte ich es für meine Familie machen, andererseits hatte ich keine Lust auf drei weitere Jahre Schule. Die erste Klausurenphase in der EF hatte ich dann nicht mitgeschrieben und dachte mir, dass ich die Schule abbrechen möchte. Dann hat mein bester Freund auf mich eingeredet und mir gesagt, dass ich viel mehr erreichen kann und wollte es nicht zulassen, dass ich alles aufgebe. Normalerweise hätte meine Schule mich verweisen können, meine Lehrer haben mir jedoch eine zweite Chance gegeben! Ich musste ihnen versprechen, dass ich durchziehe, was ich dann auch getan habe. Jetzt habe ich mein Abitur mit 1,5 abgeschlossen und möchte studieren gehen. Das Ergebnis kann sich also sehen lassen, denke ich.
Und wie geht es jetzt für dich weiter? Ich will Jura studieren! Mein Traum war es immer, einen Beruf auszuüben, wo man „anpacken“ muss. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient und ich möchte mich für diejenigen einsetzen, die einen Fehler gemacht haben und ich will ihnen dabei helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Daher habe ich die Entscheidung getroffen, Anwalt zu werden.
Kannst du dich noch daran erinnern, wie du auf diesen Beruf gekommen bist?
Mein Beweggrund war immer: „Ich möchte mich für die Gerechtigkeit einsetzen. Ich will dafür sorgen, dass es jedem Menschen gut geht und alle gleichbehandelt werden, egal welche Herkunft oder Religion sie haben.“
Dem möchte ich entgegenwirken, indem ich Anwalt oder vielleicht sogar Richter werde.
Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du nun Jura studierst und Anwalt werden möchtest? Meine Mutter unterstützt mich total. Sie war schon immer mein Anker, mein Fels in der Brandung. Egal was war, sie war immer für mich da. Mein bester Freund und meine Mutter standen immer hinter mir und ich habe gemerkt, dass ich auf meinem Weg niemals alleine bin. Ich finde, dass jeder Mensch Begleiter:innen braucht, jemand, der dir in guten und schlechten Zeiten zur Seite steht und dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich bin meinem besten Freund für alles dankbar und werde es ihm weiterhin mit der vollständigen Ausschöpfung meines Potenzials danken.
Was machst du denn gerne in deiner Freizeit? Hast du Hobbys oder engagierst du dich in irgendeiner Form? Also ich bin jetzt seit einigen Monaten bei der SPD aktiv und arbeite nebenbei in einer Bar. Ich bin der Meinung, dass wir uns alle sozial engagieren müssen. Wir müssen Menschen aus allen Schichten unterstützen, vor allem diejenigen, denen es schlechter geht oder die sich alleine fühlen. Wir müssen sie alle erreichen und auf keinen Fall zurücklassen, weshalb ich mich politisch engagiere. Meiner Meinung nach, sollte jede:r versuchen, politisch aktiv zu sein! Man bereichert die Gesellschaft und dementsprechend seine Mitmenschen. Es ist ein schönes Gefühl, denn die Menschen geben auch Dankbarkeit zurück und gemeinsam schafft man immer mehr. Ansonsten arbeite ich viel, da ich niemand bin, der still stehen kann und seine Zeit vergeudet. Auf diese Weise kann ich mein eigenes Geld verdienen und mir auch mal schöne Dinge vor dem Studium leisten.
Wie hast du vom Talentscouting erfahren und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Anfang der 12. Klasse hat Alex sich bei mir gemeldet, weil mein Lehrer mich damals fürs Talentscouting empfohlen hatte. Ich habe die Möglichkeit sofort angenommen, denn das Talentscouting ist ein tolles Angebot. Alex hat mich unterstützt, sei es zur Planung meines Studiums bis hin zur Bewerbung an Hochschulen. Gemeinsam mit Alex haben wir uns dann verschiedene Universitäten angeschaut. Sie hat mir so gesehen den Durchblick durch diesen „Dschungel“ gegeben und hat mich während des Abiturs total unterstützt. Auch moralisch war und ist sie eine Stütze für mich, da sie mich motiviert und wenn ich mit etwas nicht klarkomme, ist die Alex immer an meiner Seite. Ich bin auch der Erste aus meiner Familie, der studiert und all meine Fragen zum Studium konnte sie mir dann beantworten. Auch durch sie habe ich erst erfahren, dass ich für ein Stipendium in Frage komme, meine Schule hat mich für das Auswahlverfahren bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen. Das Talentscouting ist ein tolles Angebot, man muss es aber auch annehmen und nutzen!
Hast du neben der Beratung dann auch an Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen (Talent-Talk, Workshops, etc.)? Ja, ich war beim Stipendienwahl-Workshop dabei, da wurden wir informiert, welche Förderwerke es gibt, welche Voraussetzungen vorliegen und wie man sich darauf bewerben kann. Wie gesagt, wusste ich vorher gar nicht, dass ich Potential für ein Stipendium habe. Außerdem bin ich bei eurem Talente-Netzwerk der HRW dabei und mache auch bei euren TalenteNetzwerkTreffen mit, das letzte Mal fand euer „Escape Room“ statt (Anm.: Mehr zum TNT erfährst du weiter unten).
Erzähl doch mal, welche persönlichen Hürden du erlebt hast. Man kommt schnell in die Situation, dass Menschen sich über einen lustig machen oder über jemanden herziehen. Das Schwierige ist das Wiederrauskommen, da man dabei oft auf sich allein gestellt ist und sich aktiv wehren muss. Ich glaube, dass es viele Menschen betrifft und negative Eigenschaften, die daraus entstehen, bleiben auch bis ins spätere Leben. Jeder Mensch muss lernen, eine persönliche Grenze zu ziehen, damit dieses Mobbing ein Ende hat. Ich bin oft mit anderen Schüler:innen angeeckt und hatte dementsprechend auch Stress mit ihnen gehabt. Irgendwann habe ich gesagt: „Jetzt reicht es mir, ich lasse das nicht mehr mit mir machen“ und habe angefangen, mich zu wehren. Schulisch hat mich das natürlich dann auch geprägt – ich war ein guter Schüler, aber irgendwann ist man mit dem Strom geschwommen, was sich dann auf meine Noten ausgewirkt hat. Ich hätte bessere Noten schreiben können, aber habe stattdessen meinen Fokus auf andere Dinge gelegt. Mittlerweile habe ich die Einstellung, meine Meinung offen und ehrlich zu sagen, aber mit Verstand. Man muss die Meinung anderer nicht immer teilen, aber muss anderen Menschen immer Respekt zeigen und andere Lebensweisen und Kulturen akzeptieren – das habe ich damals für mich gelernt. Ich finde, dass man als Mensch Toleranz und Respekt gegenüber anderen Menschen zeigen sollte. Wir sind alle gleich, egal welche Nationalität oder Herkunft man hat und man muss die Einstellung beibehalten, gerade bei denjenigen, die in ihrer eigenen „Bubble“ leben und nicht offen gegenüber anderen Menschen sind. Erst wenn man andere Menschen akzeptieren kann, erlernt man auch Toleranz und nur so kommt unsere Gesellschaft weiter. Niemand sollte sich aufgrund seiner oder ihrer Herkunft im Weg stehen, wir sollten uns alle treu bleiben und stolz darauf sein, wer man ist und woher man kommt.
Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Ich würde folgendes empfehlen: Man sollte sich beim Beruf nicht zu sehr am Geld orientieren, der Spaß ist doch wichtig! In unserer Gesellschaft brauchen wir Menschen, die sich für andere einsetzen und jede:r soll das machen, was ihm oder ihr am besten gefällt. Ich empfehle auch, dass man sich nicht zu sehr von anderen beeinflussen lassen sollte, also sei es die Meinung anderer oder Einschätzungen aus dem Internet. Schaut nicht immer nur geradeaus, sondern blickt auch über den Tellerrand! Der Weg zum Ziel ist nicht immer einfach, das muss man für sich realisieren. Man muss mit dem, was man tut, zufrieden sein und sich damit wohlfühlen. Bleibt am Ball und macht das, wo eure Leidenschaft ist! Trefft eure eigenen Entscheidungen, denn so werdet ihr glücklich. Jede:r von uns ist ein Rohdiamant und man muss so an sich arbeiten, dass man für sich selbst perfekt ist, nicht für andere Menschen!
Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Ich würde über das Thema „100 %“ sprechen. Ich glaube, viele Menschen gehen falsch an Dinge heran und zeigen eher 50 % und hoffen, dass es irgendwie klappt. Wenn ich etwas machen möchte, dann mache ich es mit 1000 % und ich möchte diesen Menschen davon überzeugen, dass man immer 100 % geben sollte. Vielleicht trauen sie sich nicht, sich aktiv auf etwas einzulassen oder weil ihre Hemmschwelle sie aufhält. Es kann auch sein, dass man sich von den Meinungen anderer bremsen lässt, aber ich finde, dass die Menschen, die heutzutage erfolgreich sind, sich auch nicht von anderen aufhalten lassen. In meinem Workshop würde ich die Menschen dafür sensibilisieren und bestärken, also ich denke an die Richtung „Motivation“ und „Empowerment“. Jeder Mensch hat ein Talent und bei vielen schlummert es und ich möchte das Potential aus ihnen dann herausholen. „100%“ – das wäre mein Workshop!
Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Ich bin ein Talent, weil ich den Mut habe, meine Grenzen auszutesten, mich neuen Herausforderungen zu stellen und niemals aufgebe!
Vielen Dank Yasin, wir wünschen dir für dein Studium und deinen Weg zum Anwalt viel Erfolg!