Sophie

Für Sophie war schon im Kindergarten klar, dass sie im Bereich der Medizin arbeiten und Menschen helfen möchte. Mit dem Bachelor in medizinischer Biologie in der Tasche überlegt sie nun, welchen Weg sie einschlagen soll und nimmt sich dafür bewusst Zeit.

Sophie, 21

Hallo Sophie, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Ich bin Sophie, ich bin 21 Jahre alt, komme ursprünglich aus Mülheim und dort an der Luisenschule habe ich auch das Talentscouting kennengelernt. Ich habe meine Bachelorarbeit gerade abgegeben und warte noch auf das Ergebnis. Ich befinde mich also quasi zwischen Bachelor und Master, bin mir aber noch nicht sicher, wohin es genau gehen soll. Deshalb mache ich gerade eine Art Gap Year.

Herzlichen Glückwunsch! Wo und was hast du studiert, wie wars und welche Optionen hast du für den Master? Ich habe an der Uni Duisburg- Essen medizinische Biologie studiert. Das ist eine Mischung aus Medizin und Biologie, man arbeitet damit später nicht wie ein Arzt am Menschen, sondern ist in der medizinischen Forschung tätig, z.B. bei Medikamenten- oder Impfstoffentwicklung oder Grundlagenforschung. Mir hat das Studium sehr viel Spaß gemacht. Bevor ich angefangen habe zu studieren, war Medizin auch ein Thema bei mir. Ich hatte überlegt, ob ich das machen soll, war mir aber nicht sicher, ob ich das packe und habe dann auch gemerkt, dass die Forschung mich vielleicht mehr interessiert. Die medizinischen Fächer im Studium fand ich trotzdem ziemlich cool, deswegen überlege ich tatsächlich zwischendurch immer wieder, ob ich doch noch Medizin studieren soll. Als ich während meiner Bachelorarbeit länger im Labor stand, habe ich gemerkt, dass es vielleicht doch nicht genau das ist, was ich mir vorgestellt habe. Deshalb überlege ich nun mit dem Master noch ein bisschen die Richtung zu wechseln. Wohin es genau geht, weiß ich noch nicht, aber ich fände es doch cool, wenn ich wenigstens ein bisschen mehr Patientenkontakt hätte. Ich habe in meiner Bachelorarbeit zwar schon in der translationalen Forschung gearbeitet, das heißt wir hatten Patientenproben für unsere Experimente. Es ist eines der Felder, wo man noch am nächsten an Patienten dran ist, es hat mir aber trotzdem noch nicht so ganz gereicht. Für meinen Master hatte ich sonst auch überlegt, in die Ernährungs- oder Sportwissenschaftsschiene zu gehen.

Da scheinst du dir aber keinen Druck zu machen? Nein, die meisten Studiengänge haben ja nun schon zum Wintersemester begonnen. Ich hatte mich zwar für Medizinstudiengänge beworben, habe allerdings keinen Platz bekommen. Für etwas Anderes habe ich mich tatsächlich auch gar nicht beworben, weil ich für mich entschieden habe, dass es mir während der Bachelorarbeit zu stressig ist, mich damit auseinanderzusetzen, wo es hingehen soll. Ich habe dann auch noch von Kommilitonen mitbekommen, die während der Bachelorarbeit für Bewerbungsgespräche durch die Gegend gereist sind und parallel nach Wohnungen gesucht haben. Dann habe ich mir selber gesagt, ok, ich hatte nach dem Abi keine Pause, sondern bin direkt ins Studium gestartet, ich kann mir jetzt das Jahr Pause gönnen und mir Zeit nehmen, mich in Ruhe damit auseinanderzusetzen und zu schauen, was das Passende ist.

Hast du etwas für die Zwischenzeit geplant? Steht jetzt herumreisen an? Tatsächlich schon. Ich wollte eine Art Work & Travel machen und habe mich auf einem Kreuzfahrtschiff beworben. Dort arbeite ich in der Kinderbetreuung. Zwischen dem Rumreisen möchte ich noch verschiedene Praktika machen. Unter anderem hatte ich überlegt, einen Monat im Krankenhaus zu arbeiten, um mir anzugucken, ob der Krankenhausalltag etwas für mich ist, oder eben in einem Unternehmen, so dass ich mir die Forschung nicht nur aus der akademischen Sicht, sondern auch mal von der industriellen Seite anschaue.

Das Medizinstudium bleibt weiterhin eine Option? Ja genau, ich hatte auch schon geschaut, welche Möglichkeiten man hat, seine Chancen auf einen Medizinstudienplatz zu verbessern. Das spielt dann auch ein bisschen mit, ob es das wird oder nicht. Es war zwar immer irgendwie ein Traum, aber wenn die Realität doch ganz anders ist… da schaue ich dann erstmal… Aber deswegen habe ich auch überlegt, noch das Praktikum zu machen.

Wie kam denn überhaupt der Wunsch, in die medizinische Richtung zu gehen? Erinnerst du dich? Ich erinnere mich daran, dass ich schon im Kindergarten in Freundebücher geschrieben habe, dass ich Krankenschwester werden möchte. Ich glaube, eine Mutter von einem guten Freund im Kindergarten hatte das gemacht und irgendwie fand ich das total klasse. Ich hatte auch schon immer das Bedürfnis, Menschen zu helfen. Dieses Biologische und Medizinische fand ich dann auch in meiner Schullaufbahn super interessant. Dann ist es irgendwie dabei geblieben. Zusätzlich hat mein Umfeld wahrscheinlich auch ein bisschen dazu beigetragen. Bei mir in der Familie hat zwar niemand Medizin studiert, aber viele meiner Freundinnen wollten auch gerne etwas in diese Richtung studieren, daher war das bei uns auf jeden Fall häufiger ein Thema. Auch wenn wir mal jemandem im Krankenhaus besucht haben, habe ich mich nie wie viele andere unwohl gefühlt in diesem Umfeld, sondern fand es eher spannend dort. Es hat sich also mit der Zeit einfach immer weiter verfestigt. In der medizinischen Biologie hilft man den Menschen durch neue Entwicklungen und Erkenntnisse, auch wenn man nicht im direkten Patientenkontakt steht.

Der Kontakt zu Menschen und deren Unterstützung scheint dir am Herzen zu liegen. Spielt das sonst in deinem Leben eine Rolle? Bis vor zwei oder drei Jahren habe ich in meinem Schwimmverein Schwimmtraining für jüngere Kinder gegeben und habe Anfängerkurse und Feriencamps betreut. Zwischendurch helfe ich jetzt noch bei Wettkämpfen als Betreuerin aus. Mit dem Studium habe ich das zeitlich leider nicht mehr so hinbekommen. Ansonsten bin ich noch Talentpatin und bin in diesem Zuge auf Veranstaltungen unterwegs oder erzähle anderen von meinem Studium und wie mein Weg war, um Einblicke zu geben und Mut zu machen. Bei uns an der Uni gibt es auch die CampusScouts bei denen ich unterstütze. Insgesamt also ja, mir macht es Spaß Menschen in verschiedenen Bereichen zu unterstützen.

Wie verbringst du sonst deine Freizeit? Ich treibe sehr gerne Sport. Selbst bin ich noch als Schwimmerin aktiv und gehe zwischendurch zum Hochschulsport. Ansonsten treffe ich mich viel mit Freunden, bin gerne unterwegs und gehe gerne in Cafés. Während des Studiums ist natürlich auch einiges an Zeit für Praktika und fürs Lernen drauf gegangen.

Wie kam bei dir denn das Talentscouting ins Spiel und welchen Einfluss hatte das Talentscouting bei deiner Entscheidungsfindung? Ich habe meinen Talentscout Nils in der 10. Klasse kennengelernt und ich hatte ihm erzählt, dass ich Medizin interessant finde, aber nicht so ganz sicher bin und nicht weiß, welche Alternativen es gibt. Nils hat mir geholfen, zu schauen, wie ich mich überhaupt informieren kann, welche Studiengänge es gibt. Er hat mir Kontakte zum Austausch vermittelt und Studieneignungstests gezeigt. Er hat mit mir überlegt, was meine Stärken sind und hat mir Selbstbewusstsein gegeben, weil ich in der Zeit auch viele Zweifel hatte, ob ich ein Studium überhaupt schaffe. Meine Eltern haben beide nicht an einer Uni studiert. Ich hatte mit Nils daher jemanden, den ich während meines Studiums immer fragen konnte, wenn mir etwas unklar war und der mich bei Problemen unterstützen konnte.

Ich weiß, als das Talentscouting bei uns in der Schule vorgestellt wurde, waren viele skeptisch oder haben sich nicht getraut. Ich finde, man sollte die Chance nutzen und es ausprobieren. Man hat nichts zu verlieren und es bringt einen am Ende nur weiter.

Hast du neben der Beratung dann auch an Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen? Ich habe vor allem an den TalenteNetzwerkTreffen im Sommer oder zu Weihnachten teilgenommen. Außerdem hat Nils mich für ein Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen und da habe ich an den Vorbereitungskursen teilgenommen. Das war total gut und hatte mir sehr weiter geholfen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich vorher noch nie über ein Stipendium nachgedacht hatte. Ich weiß nicht, man kennt es ja so aus amerikanischen Filmen (lacht) aber ich war damit vorher noch nicht in Berührung gekommen. Nils hatte das aber angebracht und seitdem habe ich sehr davon profitiert. Ich wurde am Ende aufgenommen und bin sehr dankbar für den Vorschlag. Vor allem die ideelle Förderung ist super hilfreich. Darüber gibt es regelmäßige Treffen und ich hatte so die Möglichkeit, Leute aus anderen Studiengängen und von anderen Unis kennenzulernen. Es werden auch Sommercamps angeboten. Letztens bin ich zum ersten Mal dort mitgefahren und es war eine super coole Erfahrung. Man hat dort tolle Menschen kennengelernt, zu denen auch jetzt noch enger Kontakt besteht. Das würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen.

Gab es auf deinem Weg persönliche Hürden oder Herausforderungen? Ich glaube, die Umstellung von Schule auf Studium war generell herausfordernd. In der Uni ist man deutlich mehr auf sich allein gestellt und man wusste nicht, wen spricht man an, wenn man ein Problem hat. Es ist einfach eine viel größere Institution und man ist nur einer von vielen, man ist viel anonymer. Aber auch der Unialltag – ich fand es am Anfang schwierig, mich da 90 Minuten auf die Vorlesung zu konzentrieren.

Zudem habe ich mein Studium während Corona begonnen und das meiste war online, so dass man nur teilweise die Möglichkeit hatte, Leute kennenzulernen. Ich hatte aber richtig großes Glück, dass wir Vorkurse hatten und ich darüber bereits meine Freundesgruppe kennengelernt habe. Das sind dann auch meine dicksten Unifreunde geworden. Ich würde sagen, diese Leute haben mich dann auch durch diese Online- Zeit getragen. Ich glaube, so an sich habe ich die Zeit ganz gut gemeistert, war aber auch froh, als es dann endlich wieder Präsenzunterricht gab.

Klar kennt man den Schulalltag, aber die Form der Lehre ist einfach anders. Daran musste ich mich erst gewöhnen

Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden oder ins Studium starten? Sich auf jeden Fall Leute zu suchen aus dem eigenen Studiengang oder auch höheren Semestern, die haben meist schon Erfahrung und können zu Dozenten, Klausuren usw. was sagen. Am Anfang ist man meist unsicher und muss sich im Studium generell erst einmal zurechtfinden. Da ist es gut, wenn man nicht allein ist. Netzwerke sind einfach hilfreich.

Was die Orientierung angeht, würde ich auf meine Interessen achten und mich nicht von Freunden beeinflussen lassen. Man sollte sich trauen den eigenen Weg zu gehen. Mir hat es geholfen, durch Praktika, Austausch mit Kontakten oder z.B. auch Studienverlaufsplänen, herauszufinden, ob das was mich interessiert, wirklich was für mich ist. Die Studiengänge unterscheiden sich von Uni zu Uni ja auch, selbst wenn sie teilweise gleich heißen. Das sollte man mit bedenken.

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Das ist eine gute Frage, darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht. Ich glaube, es wäre so etwas in Richtung „Lifestyle“, also wie kann ich mein Leben gestalten, dass es mir Freude macht. Vielleicht wäre das auch etwas in Richtung Sport und Ernährung, weil das auch Dinge sind, die mich interessieren.

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Weil ich mich mittlerweile traue, neue Dinge auszuprobieren und aus meiner Komfortzone gehe.

Talent Sophie

Möchtest du auch am Talentscouting teilnehmen?

Dann melde dich bei deinem Talentscout!