Sofie

Durch Hürden und Umwege hat Sofie nicht nur ihren Weg, sondern auch sich selbst gefunden. Gerne würde sie andere Talente ermutigen, sich auszuprobieren und zu sich selbst zu stehen. Ihre Message ist: „Jede Erfahrung ist am Ende für irgendetwas gut!“

Sofie, 22, Universität Duisburg-Essen

Hallo Sofie, hol‘ uns mal ab – wie alt bist du, wo kommst du her? Hi, ich bin Sofie, ich bin 22 Jahre alt und komme aus Mülheim – also, bin hier geboren und bin auch noch immer hier (lacht). Ich habe an der Otto-Pankok-Schule mein Abi gemacht und bin mittlerweile im ersten Semester meines Masterstudiengangs an der Uni Duisburg-Essen.

Bevor wir über dein Studium sprechen, erzähl gerne etwas über deine Schulzeit – wie war es für dich zur Schule zu gehen? Was waren deine Lieblingsfächer? Ich bin grundsätzlich gerne zur Schule gegangen und hatte tatsächlich Spaß am Lernen. Sehr lange war Latein mein absolutes Lieblingsfach, das lag aber wahrscheinlich daran, dass meine Mutter Lateinlehrerin ist (lacht). In der Oberstufe hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass Pädagogik und Mathe meine beiden Steckenpferde sind. Ich hätte beides gerne als meine Leistungskurse gewählt, bei Mathe hat es leider mit meiner Fächerkombination nicht so gut gepasst. Daher hatte ich Pädagogik und Deutsch als Leistungskurse und Mathe und Latein als drittes und viertes Abiturfach.

Kannst du dich noch an einen besonderen Moment aus deiner Schulzeit erinnern? Mein Mathelehrer meinte in der Oberstufe zu einer Freundin und mir, dass wir die Leistungsträger des Kurses wären. Ich weiß noch, dass meine Freundin und ich uns angeschaut haben und total geflasht waren. Auch, wenn ich das im ersten Moment gar nicht richtig realisieren konnte, hat mich das sehr geprägt. Ich hatte von Zuhause aus wenig Unterstützung, was Mathe angeht und musste mir alles irgendwie selbst beibringen. Diesen Satz von meinem Lehrer zu hören, hat mich sehr bestärkt, dass ich das schaffe, wenn ich mir Mühe gebe und dass ich ein sehr gutes mathematisches Verständnis habe.

Cool! Ging es für dich nach der Schule „mathematisch“ weiter? Ich hatte tatsächlich mal überlegt, Mathematik zu studieren, habe mich dann aber dagegen entschieden. Mir war aber klar, dass ich etwas mit Technik machen möchte und gerne etwas, wofür ich auch mein mathematisches Verständnis brauche. Über einen Umweg bin ich dann zu meinem Studium der Angewandten Informatik gekommen.

Magst du von deinem Umweg erzählen? Ja, klar. Ich habe tatsächlich nach dem Abitur eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin angefangen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mich die Arbeit nicht erfüllt und es mir nicht gut geht. Ich weiß noch, dass wir damals eine Veranstaltung an der HRW betreut haben. In meiner Mittagspause hatte ich Nils geschrieben, ob er kurz Zeit für mich hätte. Als ich bei ihm im Büro war, bin ich in Tränen ausgebrochen. Das Gespräch mit ihm hat mir geholfen, den Mut zu finden, die Ausbildung abzubrechen und einen neuen Weg einzuschlagen. Nils hat mich darin unterstützt, das Richtige zu finden und so sind wir irgendwann wieder auf Informatik gekommen – wir hatten das auch schon während meiner Schulzeit als Option im Kopf. Jetzt bin ich schon im Master und einfach super happy, dass ich letztendlich doch studieren gegangen bin. Das Studium macht mir so viel Spaß und gibt mir so viel fürs Leben mit. Ich glaube, ich hätte es irgendwann bereut, wenn ich nicht studieren gegangen wäre. In meinem Herzen war der Wunsch eigentlich immer schon da.

Wenn es schon immer dein Wunsch gewesen ist, studieren zu gehen – was hatte dich damals davon abgehalten, den Schritt zu gehen? Ich wollte einfach direkt Geld verdienen und auf eigenen Füßen stehen. Mit einem Studium habe ich damals verknüpft, finanziell abhängig zu sein bzw. einfach kein Geld zu haben.

Und, hat sich die Befürchtung bestätigt? Nein, gar nicht. Ich hatte damals irgendwie im Kopf, dass ich dann auf jeden Fall kellnern gehen müsste, was ich auf keinen Fall wollte (lacht). Aber schon relativ zu Beginn meines Studiums habe ich gemerkt, dass es auch andere Wege gibt, Geld zu verdienen. Ich habe dann im dritten Semester angefangen als studentische Hilfskraft zu arbeiten und habe das bis zum Ende meines Bachelors gemacht. So kann ich trotz meines „Studentendaseins“ größtenteils unabhängig sein und ein bisschen Geld sparen, um z.B. auch mal in den Urlaub fahren zu können. Mittlerweile arbeite ich als Werkstudentin in der internationalen IT, um neben dem Master erste Berufserfahrungen zu sammeln.

Weißt du noch, wie du auf Informatik gekommen bist? (lacht) Das ist eigentlich ganz einfach. Ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen und habe schon damals relativ viel mit den beiden gezockt. Dadurch wurde mein Interesse an Technik, Videospielen und Computern geweckt. In der Oberstufe ist ein Freund von mir auf meine Schule gewechselt. Er ist ein richtiger Computer-Nerd und wir haben uns direkt gut verstanden. Durch ihn habe ich einen Einstieg in die „Informatik-Welt“ gefunden und er hat noch mehr das Interesse in mir herausgekitzelt.

Cool, also hast du letztendlich dein Hobby zum Beruf gemacht. Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du Informatik studierst? (lacht) Meine Eltern fragen sich ehrlich gesagt, wo das herkommt, dass ich so technikbegeistert bin. Auch, wieso ich so gut in Mathe bin, da die beiden nicht ganz so gut darin sind und sie auch nicht so ein großes Interesse dafür haben. Aber die beiden finden es cool und unterstützen mich auf meinem Weg.

Jetzt haben wir ganz viel über dein Studium gesprochen. Was machst du denn gerne in deiner Freizeit? Ich zocke natürlich weiterhin gerne (grinst). Ansonsten spiele ich hier in Mülheim American Football.

Neben deinen Hobbys, engagierst du dich in irgendeiner Form noch? Ja, ich engagiere mich sehr viel in der Kirche. Ich bin Messdienerleiterin, selbst Messdienerin und Kommunion-Katechetin. Das bedeutet, ich kümmere mich um den „Nachwuchs“ in der Kirche und begleite eine Gruppe zur Kommunion und kümmere mich um die Ausbildungen zur Messdienerin bzw. zum Messdiener.

Wie hast du vom Talentscouting erfahren und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Es gab damals eine große Informationsveranstaltung an meiner Schule, bei der Nils das Talentscouting vorgestellt hat. Da ich damals noch nicht so ganz den Plan hatte, was ich machen möchte, bin ich zu ihm in die Sprechstunde gegangen. Nils und ich haben zusammen überlegt, wo ich mich in 10 Jahren sehe – was ich machen und womit ich etwas zu tun haben möchte. Er hat mich darin unterstützt, herauszufinden, was mich wirklich interessiert und welche Berufe zu meinen Interessen passen würden. Er war einfach immer da, wenn ich jemanden zum Reden gebraucht habe – vor allem auch an meinem Wendepunkt. Er hat mich darin bestärkt, darauf zu hören, was für mich richtig ist und mich von den Erwartungen im Außen abzugrenzen.

Hast du neben der Beratung dann auch an Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen? Wenn es zeitlich passt, nehme ich immer an den TalenteNetzwerkTreffen teil. Auch an den Workshops habe ich teilgenommen, wie z.B. dem Stipendienwahl-Workshop, um herauszufinden, welches Förderwerk zu mir passt. Aufgrund meines kirchlichen Engagements habe ich mich für das Cusanuswerk entschieden. Nils hat mich dann bei meiner Bewerbung unterstützt.

Und, hat es geklappt? Ja (grinst). Ich bin seit meinem Bachelor Stipendiatin. Mittlerweile unterstütze ich auch andere Talente bei ihren Bewerbungen für das Cusanuswerk.

Wenn du alle Erfahrungen, die du in den letzten Jahren sammeln konntest, einmal Revue passieren lässt – was ist für dich das Besondere am Talentscouting? Ich finde das Talentscouting so cool, weil es nicht um eine „reine Berufsberatung“ geht. Es ist sehr viel persönlicher. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, was wirklich meine Stärken und Schwächen sind. Ich habe durch die Beratungen sehr viele Impulse und Anregungen bekommen, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen, um so letztendlich das Passende für mich finden zu können. Das Talentscouting hat mir quasi dabei geholfen, mir selbst zu helfen (lacht). Das habe ich vorher noch nie so erlebt und deshalb bin ich auch noch immer dabei. Neben der Beratung finde ich es super spannend und bereichernd, mich mit den anderen Talenten auszutauschen. Beim Talentscouting sind so besondere Persönlichkeiten, denen es auch wichtig ist, etwas aus dem eigenen Leben zu machen. Es geht nicht darum, besser oder schlechter zu sein und sich zu vergleichen. Jeder wird respektiert und wir feiern uns gegenseitig für unsere Erfolge.

Was würdest du gerne anderen Schülerinnen und Schülern für ihren Weg mitgeben? Ich würde ihnen gerne sagen, dass sie ihre Träume verfolgen sollen – egal, was andere sagen oder denken. Ich habe in der Schule und im Studium oft gemerkt, dass ich „anders“ bin. Ich hatte gute Noten und wurde deshalb als „Streber“ abgestempelt und bin halt nicht das „typische Mädchen“. Ich zocke gerne und interessiere mich für Computer und Technik. Früher habe ich darunter sehr gelitten, aber mittlerweile finde ich es cool, dass ich anders bin. Wenn andere es doof finden, dann sind es nicht die richtigen Leute für mich. Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass es wichtig ist, sich davon nicht unterkriegen zu lassen und dass hinter der nächsten Ecke die Richtigen auf einen warten.

„Ich würde anderen Schülerinnen und Schülern mitgeben, dass sie keine Angst davor haben sollen, eine „falsche“ Entscheidung zu treffen. Jede „falsche“ Entscheidung ist für irgendetwas gut. Für mich war dieser Umweg super wichtig. Ich habe dadurch den Mut finden können, auf mich zu hören und „nein“ zu sagen. Es hat mich stärker und noch zielstrebiger gemacht.“

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Ich würde etwas zum Thema Programmieren machen. Ich glaube, dass es etwas sehr Logisches ist und dass man damit Schwierigkeiten in Mathe beheben könnte. Spannend fände ich auch einen Workshop zum Thema Persönlichkeitsentwicklung – zum Beispiel, was man aus „schlechten Erfahrungen“ lernen kann. „Am Ende ist es für irgendetwas gut“, könnte der Titel sein (grinst).

Zum Schluss das Wichtigste – vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ …ich nie aufgebe und immer versuche, das Beste aus jeder Situation zu machen. Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebig und lasse mich nicht beirren, wenn etwas mal nicht so läuft.