Sherry

Nach Umwegen und längerem Hoffen und Bangen ist ihr Traum endlich wahrgeworden: sie studiert Psychologie! Sherry sieht ihre Umwege als Geschenk: Sie haben ihr nicht nur gezeigt, dass es für sie keinen „Plan B“ geben wird, sondern auch die Kraft gegeben, an ihrem Traum festzuhalten.

Sherry, 22, Bergische Universität Wuppertal

Hi Sherry, erzähle uns etwas über dich – wie alt bist du, wo kommst du her, was machst du? Hey, ich bin Sherry, ich bin 22 Jahre alt und komme aus Bottrop. Ich habe dort mein Abi an der Willy-Brandt-Gesamtschule gemacht und starte jetzt im Wintersemester mit meinem Psychologiestudium an der Bergischen Universität Wuppertal.

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Studienplatz! Das heißt nächste Woche geht es los. Wie geht es dir gerade? Danke. Ich freue mich tatsächlich total, weil ich lange Zeit darauf hingearbeitet habe, diesen Studienplatz zu bekommen.

Was bedeutet es, dass du lange darauf hingearbeitet hast? Ich habe nach dem Abi keinen Studienplatz für Psychologie bekommen. Ich habe dann an der TU Dortmund angefangen, Psychologie und Germanistik auf Lehramt zu studieren. Da Lehramt mein Plan b war, dachte ich, dass das voll der gute Kompromiss war – also die Mischung aus Psychologie und Lehramt. Schon nach den ersten Vorlesungen habe ich dann gemerkt, dass ich mich viel mehr für die psychologischen Themen interessiert habe und mich gerne ausschließlich damit beschäftigt hätte. Mir ist bewusst geworden, dass mich das Lehramtstudium nicht dahin bringt, wo ich mich beruflich tatsächlich gerne sehen würde. Schon der Gedanke, mich weiterhin nicht einfach damit zu beschäftigen, was mich tatsächlich erfüllt, hat mich traurig und unglücklich gemacht. Ich habe dann viel mit meinem Talentscout Alex gesprochen und mich letztendlich dazu entschieden, das Studium abzubrechen. Der Schritt fiel mir super schwer, aber ich weiß noch, dass ich nach der Exmatrikulation total erleichtert war. Im Nachhinein würde ich sagen, dass der Gedanke, das Studium abzubrechen, schlimmer war, als es letztendlich zu tun. Dann kam allerdings die große Frage: was nun? Dadurch, dass ich das Lehramtstudium angefangen hatte, wusste ich, dass mir keine Wartesemester angerechnet werden. Das bedeutet, meine Chance auf einen Studienplatz hatte sich nicht gebessert.

Wie ging es dann weiter? Ich habe mich dann informiert, was ich in der Wartezeit machen kann. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, dass ich während meiner Schulzeit damals gesagt habe, dass ich niemals einen Bundesfreiwilligendienst machen würde (lacht) – genau das habe ich dann aber gemacht und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich hatte gesehen, dass man in der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie einen Freiwilligendienst machen kann und ich bereue keinen einzigen Tag, den ich dort verbracht habe. Ich habe so viel gelernt und gesehen, wie viel Potenzial in mir steckt und was ich alles schaffen kann, wenn ich fokussiert bin und am Ball bleibe. Und ich konnte so einen tiefen Einblick in meinen Berufswunsch erhalten, sodass ich die Sicherheit finden konnte, dass das wirklich genau das ist, was ich machen möchte! Ich wusste dann, dass ich mich mit keinem Plan b zufriedengeben werde – ganz egal, wie lange ich auf diesen Studienplatz warten muss!

Wow, stark! Hast du dann im nächsten Anlauf einen Studienplatz bekommen? Tatsächlich nicht. Ich habe dann ein weiteres knappes Jahr als Integrationshelferin gearbeitet und einen Jungen an einer Gesamtschule im schulischen Alltag begleitet und unterstützt. Dann habe ich mich natürlich wieder auf einen Studienplatz in Psychologie beworben und dieses Mal habe ich endlich eine Zusage bekommen!

Das war bestimmt ein Wahnsinnsmoment für dich! Ja, ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. Im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben. Ich bin damals jeden Tag auf die Hochschulstartseite gegangen und habe geschaut, welchen Rang ich habe. Sogar mitten in der Nacht habe ich geschaut, ob sich etwas geändert hat! Als ich dann diese Zusage gesehen habe, habe ich das Angebot direkt angenommen, weil ich fast Angst hatte, man würde es mir wieder wegnehmen (lacht). Es ist mir so eine Last von den Schultern gefallen!

Boah, das glaube ich dir. Was hat dir geholfen, dieses Bangen und Hoffen all diese Zeit durchzustehen? Mir hat der Austausch mit meinen Freunden und mit Alex sehr geholfen. Klar, hatte ich zwischendurch Zweifel und Ängste: was, wenn sich mein Traum nie erfüllen wird? Aber ich wusste, dass dieser Traum nicht ohne Grund in meinem Kopf ist. Und gerade durch all die Erfahrungen, die ich während meines Bundesfreiwilligendienstes gemacht habe, hatte ich die Bestätigung, dass es sich lohnt, daran festzuhalten. Ich bin total aufgegangen in meiner Rolle und ich wusste, dass mich dieser Beruf glücklich machen wird. Und ich bin mir sicher, wenn ich irgendwann dort angekommen bin, sehe ich nicht mehr, was es mich gekostet hat, um dort anzukommen. Ich merke das auch jetzt schon. Während ich auf den Studienplatz gewartet habe, dachte ich oft, dass ich einfach noch immer diejenige bin, die noch keinen Studienplatz bekommen hat. Ich konnte gar nicht wirklich sehen, was für wertvolle Erfahrungen ich auf dem Weg gesammelt habe. Jetzt kann ich das sehen. Auch, wie sehr ich mich selbst in dieser Zeit weiterentwickelt habe. Am Anfang habe ich all die Umwege als Hindernisse gesehen, jetzt weiß ich, dass sie ein Geschenk für mich waren!

Irgendwann habe ich erkannt, dass es mir nichts bringt, immer an das Worst Case Szenario zu denken, wenn ich auch an das Best Case Szenario glauben kann. Es ist oft viel einfacher, sich mit seinen Schwächen zu sehen, als mit seinen Stärken. Wenn man aber anfängt, sich anzuschauen, welchen Weg man schon gegangen ist und welche Hindernisse man schon gemeistert hat, dann kann man sich irgendwann nur noch mit seinen Stärken sehen. Die Perspektive zu wechseln, hat mir Mut gemacht, an mich und meinen Weg zu glauben.

Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass ich die Ziele, die ich mir setze, erreichen kann. Irgendwie werde ich dort ankommen, auch, wenn der Weg vielleicht nicht geradlinig ist, sondern ein paar Kurven und Hindernisse hat. Ich nehme einfach diesen Stein, der mir in den Weg gelegt wird und baue mir eine Brücke zu meinem Ziel. Irgendwie finde ich einen Weg.

Hattest du einen „Plan b“ für deinen Plan a? Also, wenn du weiterhin keine Zusage bekommen hättest? Oh, ja, mir war klar, dass ich keine Option unversucht lasse. Ich habe z.B. an dem Eignungstest für Psychologie teilgenommen und habe mit einer Bekannten gesprochen, die Psychologie an einer privaten Hochschule studiert. Das hätte aber bedeutet, dass ich hohe Studiengebühren hätte zahlen müssen.

Hätte ich anhand der Ranglisten gesehen, dass meine Chancen weiterhin sehr schlecht bleiben, einen Studienplatz an einer staatlichen Hochschule zu bekommen, hätte ich die Option aber zur Not in Erwägung gezogen. Ich habe mir auch keine Grenzen gesetzt, was meinen Wohnort angeht. Ich wäre für den Studienplatz an jeden Ort gezogen.

Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als dir das erste Mal in den Sinn gekommen ist, Psychologie zu studieren? Ja, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich habe vor kurzem eine alte Schulfreundin getroffen. Als ich ihr erzählt hatte, dass ich nun Psychologie studiere, meinte sie: „Ah! Davon hast du ja früher immer erzählt, dass du das machen möchtest!“ (grinst). In der 7. Klasse sollten wir ein Referat über einen Beruf halten – ich hatte mich damals für den Beruf der Psychotherapeutin entschieden. Ich weiß noch, dass ich beeindruckt von dem langen Weg war, den man auf sich nehmen muss, um sich letztendlich so nennen zu dürfen, aber es hat mir auch total viel Spaß gemacht, mich mit den Inhalten zu beschäftigen – wie der Mensch eigentlich funktioniert, wie er denkt, welchen Einfluss die Umwelt auf den Menschen hat, welche Krankheitsbilder es gibt usw. Ich fand es so interessant, ich konnte gar nicht aufhören, mich damit zu beschäftigen. In der Oberstufe habe ich dann viel mit Alex über alles gesprochen.

Wie konnte dich das Talentscouting unterstützen? Vor dem Talentscouting habe ich immer daran gedacht, was ich nicht gut kann. Ich weiß noch, dass ich ganz schön überrascht war, als Alex mich das allererste Mal „Talent“ genannt hatte. Ich hatte mich vorher nie so gesehen. Die Beratungsgespräche mit Alex und das Talentscouting allgemein haben mir dabei geholfen, mich aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten und meine Stärken und Potenziale zu sehen. Dadurch, dass ich mich selbst irgendwann als Talent sehen konnte, konnte ich auch endlich wirklich mein ganzes Potenzial ausschöpfen. Es war total schön, sich mit jemandem zu unterhalten, der sich wirklich individuell auf dich und deinen persönlichen Bildungsweg einlässt. Ich tausche mich bis heute noch mit Alex aus und profitiere von ihrer Rückmeldung.

Hast du neben der Beratung auch an anderen Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen? Ja, ich gehe auch immer gerne zu den TalenteNetzwerkTreffen. Immer, wenn ich dort hingehe, habe ich ganz viele Fragen, Gedanken oder auch Sorgen im Kopf. Und wenn ich nach Hause gehe, ist der Rucksack mit ganz viel Inspiration und Motivation gefüllt und meine Sorgen haben sich aufgelöst. Ich profitiere immer sehr von dem Austausch mit anderen Talenten.

Was machst du gerne in deiner Freizeit? Ich mache gerne Sport, bin grundsätzlich gerne draußen und liebe es spazieren zu gehen – manchmal gehe ich zwei Stunden spazieren (lacht), das erdet mich total! Ich lese gerne und höre Podcasts und engagiere mich auch ehrenamtlich. Ich habe z.B. bei der Tafel in Bottrop und in einem Kinderheim gearbeitet. In dem Kinderheim war ich für die Kleidung zuständig, die gespendet wurde und später habe ich dort die Möglichkeit bekommen, bei der Freizeitgestaltung eines Kindes zu unterstützen, das dort gelebt hat. Mittlerweile bin ich bei der Zukunftsbande aktiv. Ich werde dort Zukunftscoach und berate Schüler:innen der 9. und 10. Klasse bei ihrer Berufsorientierung. Ich kann quasi das zurückgeben, was ich selbst bekommen habe.

Wieso ist es für dich wichtig, dich zu engagieren? Mir ist es wichtig, weil ich so einen Teil dazu beitragen kann, die Gesellschaft zu verbessern. Ich kann so selbst die Veränderung sein, die ich mir wünsche. Am Anfang denkt man vielleicht, dass man seine Zeit verschwendet, weil man kein Geld bekommt oder so. Aber so ist es nicht. Nach jeder ehrenamtlichen Aktivität bin ich einfach so erfüllt nach Hause gekommen. Man bekommt so viel Wertschätzung zurück und wenn man einmal dieses schöne Gefühl gespürt hat, das dabei in einem entsteht, möchte man das gar nicht mehr missen. Im Gegenteil – man möchte nur noch mehr machen. Und gleichzeitig kann ich eine Inspiration für andere sein – dass sie auch schauen, wie und wo sie unterstützen können. Vielleicht auch innerhalb der Familie oder der Nachbarschaft.

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dein Thema? Ich glaube ich würde darüber sprechen, was es bedeutet, einen Traum zu haben und wie wichtig es ist, an seinem Traum festzuhalten. Und dass es nicht nur einen Weg gibt, diesen Traum zu erreichen.

Wenn es mal schwer wird und man an sich oder seinen Entscheidungen zweifelt, würde ich dazu ermutigen, sich an die eigenen Beweggründe zu erinnern; also, was einen motiviert hat, diesen Weg einzuschlagen oder diesen Traum zu verfolgen.

Mit all deinen Erfahrungen im Gepäck, was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg geben wollen, die sich gerade mit ihrer Zukunft auseinandersetzen? Ich würde ihnen auf jeden Fall empfehlen, sich bewusst zu machen, dass sie ihre Entscheidungen für sich treffen und nicht für andere. Ich würde sie motivieren, sich zu fragen, was sie wirklich wollen, was sie glücklich macht und wo es sie wirklich hinzieht, wenn sie ganz ehrlich zu sich sind. Ich würde ihnen ans Herz legen wollen, sich Zeit zu nehmen und sich auszuprobieren – Bundesfreiwilligendienste oder Praktika zu machen und sich mit Menschen auszutauschen, die den Weg bereits gegangen sind. Ich glaube, dass es leicht ist, sich etwas vorzustellen, die Erfahrung aber letztendlich zeigt, ob die Vorstellung tatsächlich der Realität entspricht. Und, als Erstakademikerin ist es mir auch super wichtig, anderen Mut zu machen, die auch aus einer Nichtakademikerfamilie kommen. Ob die Eltern studiert haben oder nicht, sagt nichts über das eigene Potenzial aus und sollte kein Hindernis sein, die eigenen Ziele und Träume zu verfolgen!

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Ich bin ein Talent, weil ich gelernt habe, mich mit meinen Stärken zu sehen und ich weiß, wie viel Potenzial in mir steckt. Ich habe erkannt, was ich alles ändern und erreichen kann, wenn ich an mich selbst glaube.

Talent Sherry

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