Hallo Lisa, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Ich bin Lisa, ich bin 20 Jahre und komme aus Oberhausen. Ich habe dort mein Abi auf der Gesamtschule Osterfeld gemacht – als Jahrgangsbeste. Danach habe ich für ein Jahr ein IJFD in Thailand in einem Waisenhaus gemacht. Jetzt studiere ich in Erfurt Internationale Beziehungen und Anglistik/Amerikanistik im ersten Semester.
Was noch? Ich habe ehrenamtlich ganz ganz viel gemacht, jahrelang. Ich habe ganz viel in der Kirchengemeinde ehrenamtlich gearbeitet, sprich Jugendtreff, Konfirmationsunterricht, Sommerfreizeiten, kochen, putzen, Bibel-Team, Freizeit-Team. Dann arbeite ich auch noch ehrenamtlich in einer NGO. Die heißt Y.M.F Ghana. Das ist ein Stipendienprogramm für Mädchen in Ghana, damit deren Schulbildung finanziert wird, aber auch Sachspenden z.B. an Kinderheime, Hygieneartikel. Wir bieten digitale Workshops oder Aufklärungsworkshops an. Zielgruppe sind Mädchen in Ghana in ländlichen Gebieten.
Wow, du bist ja richtig aktiv im Ehrenamt. Warum ist dir das wichtig und hast du zu den Tätigkeiten einen besonderen Bezug? Mir ist das schon wichtig, sonst würde ich nicht so viel machen oder hätte es nicht so lange gemacht. Ich glaube, das ist meine Art und Weise etwas zur Gesellschaft beizutragen, aber auch etwas zurückzugeben. Ich habe das Gefühl, dass ich viel bekomme, also z.B. wurde ich viel von der Kirchengemeinde unterstützt. Es ist aber nicht so, dass es von mir gefordert wird, aber das ist mein Ding, dass ich das so zurückgebe.
Was die Kirche angeht, bin ich von klein auf in Kirchen groß geworden. Bei der speziellen Kirche war es so, dass ich zufällig reingekommen bin, weil mich Freunde mitgenommen haben zu diesem Jugendtreff und dann war ich selber jahrelang nur Teilnehmerin. Dann hat die Leiterin mich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, Mitarbeiterin zu werden, weil ich Potenzial hätte, mit den Jugendlichen zu arbeiten. Dann bin ich da so reingerutscht und es kam immer mehr dazu. Wie gesagt hat die Gemeinde aber auch viel für mich getan.
Zu Ghana… Meine Mutter kommt aus Ghana. Das Projekt hat eine Bekannte aus Ghana aufgebaut und weitere Freunde von uns arbeiten ebenfalls dort. Wir alle haben einen ghanaischen oder westafrikanischen Background und ich glaube, das liegt uns allen einfach sehr am Herzen. Wir wissen, dass wir einfach nur Glück hatten, dass wir hier geboren wurden oder früh nach Deutschland gekommen sind. Wir sehen, dass die Mädchen aber auch das Land an sich so viel Potenzial haben und dass es durch Strukturen leider verloren geht, aber die Menschen haben es genauso verdient, eine Bildung zu genießen wie wir es tun.
Ich sehe da Parallelen zum Talentscouting, weil wir auch sagen, dass Bildung nicht von Zufall oder Glück abhängen sollte. Aber auch in einem Land wie Deutschland ist das durchaus noch der Fall. Ja voll. Letztens habe ich meinen Freunden erzählt, dass ich ein Auswahlgespräch mit der Hans-Böckler-Stiftung habe und sie wussten gar nicht, was ein Stipendium ist. Dann habe ich ein bisschen davon erzählt – wie ich da hingekommen bin und habe von Nils, meinem Talentscout, erzählt – Nils kennt mich ja jetzt schon seitdem ich so 16 bin!? – und sie wussten nicht, dass es so etwas gibt und hatten das an ihrer Schule nicht. Aber es ist auch voll wichtig, dass es das an meiner Schule gibt, weil an meiner Schule bestimmt 90% der Schüler:innen Migrationshintergrund hatten und die meisten die ersten in ihrer Familie sind, die Abitur oder gar einen anerkannten Schulabschluss machen. Da sind Eltern, die sich mit dem System gar nicht auskennen.
Da hast du dich und die Umstände schon stark reflektiert. Weißt du noch, wann du das erste Mal den Gedanken oder das Gefühl hattest, dass der Kontext stark auf deinen Lebens- und Bildungsweg einwirkt? Ich glaube, unterbewusst wusste ich es schon immer, dass Bildung bzw. gute Noten und Leistungen der einzige Weg sind, damit ich es zu etwas Größerem schaffe oder es mir irgendwann besser geht. Ich glaube so aktiv fing es dann in der Oberstufe an, als es langsam darum ging, was man nach der Schule macht. Ich habe auch ganz viel gearbeitet neben der Schule. Ich habe dann gemerkt – ok, ich muss arbeiten, ich muss aber auch irgendwie vernünftige Noten haben. Ich hatte auch ein Schülerstipendium während der Zeit und ich wusste, ich kann nicht damit spielen, wie meine schulischen Noten sind wie vielleicht andere, denen es egal ist. Wobei, was heißt egal… – die haben dann vielleicht ein Netz, dass sie auffängt, wenn etwas nicht funktioniert. Das Netz habe ich nicht – ich weiß, es kommt auf mich an. Z.B. zu wissen, wenn du eine Frage hast oder Schulmaterial brauchst, kannst du deine Eltern fragen. – Ich kann meine Eltern nicht fragen. Ich kann meine Eltern nicht fragen: „Kannst du mir bitte das Buch kaufen, weil es super wichtig ist, dass ich das Abi bestehe?“ Ich musste selbst für das Buch arbeiten; oder für das Gegenlesen von Texten oder Bewerbungen – da habe ich Nils gefragt.
Mittlerweile würde ich auch sagen, dass ich es nicht tauschen würde, weil ich jetzt nicht könnte, was ich kann und nicht diese Resilienz hätte, wenn ich nicht erlebt hätte, was ich erlebt habe. Ich kann ganz andere Dinge, als andere Menschen in meinem Alter.
Würdest du sagen, das Schülerstipendium und das Talentscouting sind für dich eine Art Netz, wie du es nennst, geworden? Ja, wenn ich Fragen hatte, die in diese Richtungen gehen, waren dies meine Anlaufstellen. Zuerst war das Talentscouting. Da hatte mich eine Lehrerin hingeschickt – so ganz ohne Kommentar.
Du hattest gerade berichtet, dass du einen hohen Anspruch an dich hattest. Glückwunsch nochmal zum Abschluss als Jahrgangsbeste! War das mit einem gewissen Druck mit verbunden? Voll, ja! Das auf jeden Fall – zu wissen, wenn ich es nicht gut mache, macht es kein Anderer für mich gut. Wenn ich es nicht hinkriege, dann stürzt die Welt zwar nicht ein, aber dass man Angst hatte und sich fragte, was passiert, wenn es nichts wird.
Hattest du in der Oberstufe schon eine Idee oder einen klaren Weg, was du nach dem Abschluss machen willst? Nee – also im Nachhinein ist es auch ein bisschen schade, weil ich lange dachte, ich möchte etwas machen, was viel Geld bringt. Ich verstehe Menschen nicht, die sagen „Geld macht nicht glücklich“ – denn Geld gibt Sicherheit und Geld nimmt so viele Sorgen. Ich bin mit vielen Geldsorgen aufgewachsen und Menschen um mich herum hatten Geldprobleme. Quasi alles was ich gesehen habe, war: „Wenn ich viel Geld habe, werde ich glücklich“. Also dachte ich mir, studiere ich etwas, wo ich viel Geld verdiene. Aber so darüber nachgedacht „was interessiert mich wirklich?“ oder „was macht mir Spaß?“ – das habe ich nicht wirklich. In der Bubble, in der ich aufgewachsen bin, war das nie so ein großes Thema, sondern man macht etwas, das Sicherheit bringt. Ich kann das gut verstehen, wenn man so viel Unsicherheit erlebt oder darin aufwächst, wie meine Mutter.
Dann hatte ich das der Frau, die die Gemeinde leitete, erzählt, weil sie mich auch gefragt hatte, was ich nach dem Abi machen möchte. Sie hat mir dann von der Möglichkeit erzählt, über die Apostelkirche Oberhausen für ein Jahr nach Thailand zu gehen. Ich habe dann neun Monate darüber nachgedacht, ob ich das machen soll. Ich hatte immer den Gedanken: „Dann verliere ich ja ein Jahr und das hat vor mir auch noch niemand gemacht aus meiner Familie oder dem Freundeskreis und dann noch so weit weg.“ Südostasien war auch für mein Umfeld etwas… unkonventionell. Deshalb fanden das am Anfang auch viele nicht so cool. Vermutlich war das einfach mit viel Angst und Ungewissheit verbunden. Aber ich habe mich dann irgendwann dafür entschieden, es zu machen, nach ganz viel Mut zusprechen.
Ja – und dann war ich ein Jahr in Thailand…
Wir haben darüber schon einmal kurz hier im Blog berichtet. Aber erzähl doch gerne noch ein bisschen davon! Also IJFD steht für internationaler Jugendfreiwilligendienst. Dann macht man quasi ein freiwilliges soziales Jahr im Ausland. Man erhält ein Taschengeld und wird dort versorgt. Es ist eine kostengünstige Alternative, um ins Ausland zu gehen. Ich war dort im Sarnelli House. Das ist ein Waisenhaus, was früher ein Heim für Kinder mit AIDS war. Aber es hat sich viel getan und nur noch wenige Kinder haben HIV. Es ist überhaupt kein trauriger Ort, wie man sich das vielleicht vorstellt. Das ist ein richtig richtig schöner Ort.
Da unterstütze ich das Personal: Alltagsbegleitung, Kinder anziehen, zur Schule bringen, Hausaufgaben, Essensbegleitung, Freizeitprogramme, Sportprogramme. So etwas ist in Thailand nicht üblich. Das Personal hat nicht mit den Kindern gespielt. Da herrscht eine Art Hierarchie-Struktur. Die Kinder stehen tiefer, so dass sich die Erwachsenen nicht z.B. auf den Boden setzen würden, um mit ihnen zu spielen. Das haben wir Freiwilligen dann gemacht.
Es war richtig schön und ich vermisse es so sehr. Das war so ein tolles Jahr. Manche gehen da vielleicht mit einem White Savior Complex hin und denken sich, ich mache es alles besser für die Kinder. Aber die Kinder haben so viel mehr für mich getan. Die Zeit, die ich mit ihnen verbringen durfte, war so schön und ich habe so viel gelernt von den Kindern und Jugendlichen. Dort ist die Bedeutung von Gemeinschaft noch mal so viel größer. Ich habe viel Geduld gelernt, aber auch so was wie interkulturellen Austausch. Am Anfang konnte ich kein Thai und jetzt ist es ganz ok.
Es war natürlich auch eine Herausforderung. Ich bin alleine geflogen und das Dorf war abgelegen im Norden. Auch die Kultur ist anders. Die Menschen sind sehr höflich, aber auch zurückhaltend, aber man kommt irgendwann immer mehr rein und versteht Routinen und Strukturen. Ich glaube, es wurde irgendwann wertgeschätzt, dass ich nicht aufgegeben habe und mich nicht als was Besseres gesehen habe.
Lese ich da eine Empfehlung heraus? Voll! Ich hatte ja richtig lange überlegt. Es wurde ein Zeitungsartikel über mich geschrieben und die Headline war „Beste Entscheidung meines Lebens“ – und das war es wirklich. Ich habe so viel über mich und meine sozialen Kompetenzen gelernt, was ich nie im Studium oder dem Schulsystem hätte lernen können. Ich war zwar schon immer selbstständig, aber ich habe gemerkt, wie viel ich wirklich alleine kann. Ich habe es in einem ganz fremden Land mit einer fremden Sprache richtig gut gemacht irgendwann. Aber auch zu lernen, dass ich mehr bin als nur meine akademischen Leistungen, auf die es lange ankam. Außerdem zu merken, dass die Sachen, die mich geprägt haben, auch wenn sie hart waren, so viel positive Einflüsse auf mich hatten.
Mittlerweile würde ich jedem empfehlen, nach dem Abi ein Jahr Pause zu machen, was ganz Anderes zu machen, eine andere Welt zu sehen. Es erweitert den Horizont auf eine Weise, die man sich nicht vorstellen kann. Man kann dir zwar erzählen „es war super cool“, aber das weiß man nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat, wenn man nicht die unglaublichen Learnings mitgenommen hat, aber auch die schweren Momente durchlebt hat. Es war ja auch nicht alles perfekt.
Ich bin dann auch noch drei Wochen alleine durch Thailand gereist und das war auch eine krasse Erfahrung, da ich vorher nie gereist bin.
In einem Gap-Year kann man sich ein Jahr lang Gedanken machen, wer man ist, was man möchte, was einen interessiert und was nicht. Man verschwendet kein Jahr, man gewinnt ein Jahr. Wirklich!
Ich schlage nochmal einen Bogen zu der Frage der Studienwahl. Würdest du sagen, du hast etwas gefunden, was dich interessiert und dir Spaß macht? Also den Studiengang hätte ich ohne Thailand nicht gewählt. Am Anfang des Studiums stehen Staatswissenschaften als Grundlage, was nicht so meins ist. Aber es ist trotzdem interessant, wenn auch herausfordernd. Man merkt auch, wie es ist, als Nicht-Akademiker-Kind in eine Akademikerwelt zu kommen, wo alle gute Note und viele Akademikereltern haben. Ich würde sagen, der Studiengang gefällt mir, aber ich weiß auch, dass es noch besser wird.
War die Wahl denn aus intrinsischer Motivation heraus oder spielte da noch das Finanzielle und die Sicherheit eine große Rolle, wie du es am Anfang beschrieben hast? Das nicht mehr zum Glück, sondern ich war eher darauf bedacht, was ich danach damit machen kann. Ich würde sehr gerne für die UN arbeiten, im internationalen Dienst oder als Botschafterin. Ich würde gerne in Richtung Menschenrechte, Frauenrechte und Bildung gehen, weil das Themen sind die mich essentiell interessieren – und dann eben gern im Ausland, weil ich weiß, dass andere Menschen es noch schwerer haben.
Ich habe mich deshalb auch immer ehrenamtlich dafür engagiert, aber ich fände es interessant, das auch beruflich zu machen. Ich kann zwar alleine die Welt nicht verändern, aber ich kann mit anderen Menschen gemeinsam dazu beitragen, dass sich Dinge verändern.
Was sagt dein Umfeld denn jetzt zu deinem Weg und deiner Entscheidung? Da waren viele Bedenken, auch weil ich jetzt in den Osten gezogen bin, aber ich mache es ja sowieso immer. Irgendwann hat man aufgehört, mir Dinge auszureden. (lacht)
Sie sehen dann aber auch, was ich daraus mache und wie gut ich es mache. Ich glaube, da ist durchaus eine Bewunderung da. Dann kommen auch Nachfragen, wie es ist, wie es mir geht oder mir wird gesagt: „Ich habe deine Nummer an die Tochter von dem und dem weitergegeben, weil sie gehört hat, was du machst und sie dich dazu befragen will.“ Auch die Mädchen aus der Gemeinde fragen nach, wie meine Zeit in Thailand war und ein Mädchen überlegt jetzt auch, dorthin zu gehen.
Dann hast du ja einen richtigen Stein in deinem Umfeld ins Rollen gebracht… Ja irgendwie schon… – und das freut mich sehr. Menschen müssen anfangen, über ihren Horizont hinauszublicken, aber ich verstehe auch, dass es schwer und angsteinflößend ist. Aber dafür braucht es vielleicht auch dann Menschen wie mich, weil ich immer die Erste für etwas sein muss und Sachen einfach anfange und zeige, dass es machbar ist.
Ist bei deinem Umfeld und dir selbst auch schon angekommen, dass du vor Kurzem Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung geworden bist? Nee, noch gar nicht. Ich habe die Nachricht letzte Woche bekommen. Also habe ich es noch nicht richtig realisiert, aber ja – bin ich! Ich weiß, dass es ein richtig großes Privileg ist, weil ich mir um die finanziellen Aspekte erstmal keine Gedanken mehr machen muss.
Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer Freundin, die meinte, das Studium wird einem möglich gemacht. Aber wenn ich mir unsere Situation so anschaue, wird es das nicht. Ich finanziere mich jetzt seit einem halben Jahr nur von meinem Ersparten. Hätte ich nicht so viel gearbeitet, hätte ich jetzt nicht studieren können. Einen Laptop habe ich gebraucht zum Glück von meiner Cousine und ihrem Mann geschenkt bekommen.
Das heißt, das Stipendium wird viel verändern und viel Sorge abnehmen. Aber ich weiß auch, dass ich nochmal eine Partei mehr hab, die ich ansprechen kann, wenn etwas ist – an die ich mich wenden kann, wenn ich eine Frage habe, wenn ich mich weiterbilden oder jemanden aus einem bestimmten Bereich kennenlernen möchte.
Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast und nach deinem Entscheidungsprozess: Hast du noch Tipps für Schülerinnen und Schüler, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Definitiv etwas machen, was einen interessiert und was einem Spaß macht, weil das Geld sowieso kommen wird. Wir leben in einer Welt, in der man so viele Möglichkeiten hat, da wird das Geld eh folgen. Das ist schon ein Punkt, über den man sich Gedanken machen darf. Aber man wird nichts durchziehen, wenn man etwas macht, was einen nicht interessiert.
Dass man sich aber auch wirklich Zeit nimmt und Zeit gibt, herauszufinden, was einen interessiert. Das hätte ich zwar gerne gehabt, aber das kommt nicht durch ein Fingerschnippen oder von heute auf morgen. Wo soll man in der Schule herausfinden, was man machen möchte? Da macht man, was man machen muss – aber was ist, wenn man ganz anders veranlagt ist? Wenn man z.B. künstlerisch begabt ist oder man, wie bei mir, ein richtig großes Interesse an kulturellem Austausch hat? Ich würde ihnen mitgeben, dass sie sich aktiv damit auseinandersetzen, wer man ist und wer man sein möchte, was einen interessiert und auch was einen gar nicht interessiert und das kann man z.B. in einem FSJ machen, in dem man sich ein Jahr lang Gedanken macht. Man verschwendet kein Jahr, man gewinnt ein Jahr. Wirklich!
Oder man macht ein Praktikum, man macht Workshops. Ich würde aber, glaube ich, niemandem empfehlen, sich zu stressen und direkt nach dem Abi etwas anzufangen, nur damit man etwas hat. Das Studium wartet auf einen.
Du hast Workshops gerade erwähnt. Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Womit ich mich in letzter Zeit mehr befasse, ist, wie man Armut hinter sich lässt oder wie man seiner sozialen Herkunft umgeht und die Schicht, in die man geboren wurde, verlässt. Früher war mir gar nicht bewusst, dass ich in einer gewissen Schicht lebe, denn alle anderen in meinem Umfeld waren ja in derselben Schicht. Alle hatten die gleiche Realität. Dann mache ich mein FSJ und die Menschen dort hatten eine ganz andere Realität und die anderen Freiwilligen – ganz anders. Jetzt im Unileben (zieht Augenbrauen hoch) – krass anders. Und ich bin genau, wo die sind, obwohl ich ganz wo anders herkomme. Das ist manchmal surreal, aber ich habe es mir erarbeitet. Die Extrameile, die ich gehen muss, ist nicht fair und macht mich manchmal sauer, aber ich weiß, dass sie sich lohnt und ich nicht in der Schicht bleibe.
Dann fällt dir diese Aufgabe nun hoffentlich leicht: Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ … ich weiß, wie ich meine Qualitäten und Stärken nutzen kann.