Kristin

Kristin absolviert ihr duales Studium bei der Polizei NRW. Sie möchte sich für das Gute und ihre Mitmenschen einsetzen. Nun wird sie sowohl theoretisch als auch praktisch zur Polizistin ausgebildet.

Kristin, 22, Polizei NRW

Hallo Kristin, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Ich bin Kristin, bin 22 Jahre alt und komme aus Oberhausen! Ich war auf dem Heinrich-Heine-Gymnasium in Oberhausen und aktuell im letzten Jahr des Dualen Studiums bei der Polizei NRW.

Kannst du dich noch daran erinnern, wie du auf diese Ideen gekommen bist? Ich hatte während des Abiturs Unterstützung von Nils erhalten, da ich damals nur einige Ideen hatte und mich nicht nur auf ein Ziel fokussieren wollte. Die Polizei war aber immer der Plan, der ganz oben stand. Dort gibt es so viele Möglichkeiten, die man machen kann. Ich hatte mich dann dort beworben und bin leider im Assessment-Center durchgefallen. Bis ich darauf wieder klar kam und mich fassen konnte, kam mir der Gedanke, dass ich einen Plan B bräuchte. Zum Glück stand Nils mir in dieser Phase zur Seite und gemeinsam haben wir uns Gedanken gemacht, wie es für mich weitergehen könnte. Wir kamen dann auf die Idee, ein FSJ beim Roten Kreuz zu machen, genauer gesagt im Rettungsdienst und Krankentransport. Habe dort auch meinen Rettungshelfer gemacht, jedoch hatte ich immer den Gedanken, es nochmal bei der Polizei zu probieren. Es hat zum Glück geklappt und nun bin ich im Dualen Studium bei der Polizei NRW, bald komme ich ins letzte Jahr.

Welche Hürden und Schwierigkeiten musstest du bezüglich der ersten Absage durchlaufen? Die Absage bei der Polizei damals war schon schwierig für mich, da es mich sehr demotiviert hat. Ich kannte das Gefühl nicht, etwas nicht auf Anhieb zu schaffen. In der Schule kam ich auch immer so durch und es war für mich eine schwierige Erfahrung, die ich machen musste. Jedoch bin ich mittlerweile der festen Überzeugung, dass dieses Ereignis mich sehr bestärkt hat und ich jetzt sonst alles nicht geschafft hätte. Es hat mich einfach geerdet und mich auf „den Boden der Tatsachen“ gebracht. Dadurch nehme ich das Duale Studium bei der Polizei ganz anders wahr und wertschätze es, dass ich es machen darf. 

Wie kann sich ein Talent das Duale Studium bei der Polizei vorstellen? Bei der Polizei absolviert man das Duale Studium, in der man praktisch ausgebildet wird, aber auch theoretisch viel erlernen muss, um ein:e gut ausgebildet:e Polist:in zu werden. In anderen Bundesländern gibt es noch die Ausbildung für den mittleren Dienst für den, in NRW studiert man es eben dual drei Jahre lang. Es gibt Parallelen zu einem „regulären“ Vollzeitstudium, also man besucht Seminare und Vorlesungen, schreibt Klausuren und Hausarbeiten. Jedoch besteht die Ausbildung im Großen und Ganzen aus drei verschiedenen Modulen, die sich in unterschiedlichen Abständen immer wieder wiederholen. Neben dem Theoriemodul gibt es nämlich auch noch das Training und die Praxis. Im Training findet berufspraktisches Training, sowie Rollenspiele statt und im Praktikum lernt man den Polizeialltag auf einer Dienstgruppe kennen und fährt mit einem Tutor, also einem fertig ausgebildeten Polizisten zusammen auf Streife. Dennoch besteht ein wichtiger Teil des Studiums aus den Theoriemodulen. Ganz besonders wichtig sind hier die Rechtsfächer, also dazu gehören z.B. Strafrecht, Eingriffsrecht, Verkehrsrecht oder Staatsrecht. Es gibt noch polizeitaktische Fächer, das beinhaltet Einsatzlehre, Kriminalistik, Kriminaltechnik und Verkehrslehre. Auch da wird man jedoch von der Polizei unterstützt. 

Der Umstieg von der Schule ist recht anspruchsvoll und gerade am Anfang unterschätzt man die Themen leicht. Es gibt verschiedene Hochschulen, ich bin in Gelsenkirchen, es gibt u.a. noch welche in Duisburg, Köln, Aachen und Münster. Man darf auch Wünsche äußern, wo man studieren möchte, es wird versucht, dies zu berücksichtigen. Ansonsten haben wir auch unsere Kurse zusammen, als feste Gruppen, in denen man zusammen lernt und sich austauschen kann. Das stärkt auch die Gemeinschaft. Es gibt grundsätzlich immer eine Anwesenheitspflicht, man muss also immer zu den Seminaren und Vorlesungen kommen. Ansonsten kommen noch Sportabnahmen, die man bestehen muss, die sollte man auch ernst nehmen und viel für trainieren. Man hat jedoch auch mehrere Versuche, da unterstützt die Polizei einen sehr individuell. 

Neben deinen Hobbys, engagierst du dich in irgendeiner Form noch? Schafft man dies neben dem Dualen Studium? Durch das FSJ bin ich in Kontakt mit der Freiwilligen Feuerwehr gekommen, wo ich mich engagiere. In meinem ersten Ausbildungsjahr bei der Polizei habe ich die Grundausbildung bei der Feuerwehr absolviert, das war schon zeitlich ziemlich schwer zu machen und dementsprechend anspruchsvoll. Aber mit Willenskraft und Durchhaltevermögen war es machbar und es macht auch eine Menge Spaß. Hier bin ich richtig angekommen und brauche die Zeit auch, um richtig runterzukommen. Deswegen war es für mich nie eine Option, auf die Zeit bei der Feuerwehr zu verzichten.

Jetzt haben wir über deinen Weg aktuell und vorher gesprochen, nun ist die Frage: Was erwartet dich in deinem letzten Jahr? Im letzten Jahr kommen noch vier siebenwöchige Praktika auf mich zu: Eins im Wachdienst, also im Streifendienst und eins bei der Kriminalpolizei – darauf freue ich mich total, weil ich dort auch einen Einblick in den Teil der Sachbearbeitung bekommen kann. Das dritte Praktikum findet dann noch einmal auf der Wache statt. Das vierte Praktikum ist das Abschlusspraktikum – da zu dem Zeitpunkt im besten Falle alle Prüfungen bestanden sind, wartet man als letztes nur noch auf das Ergebnis der Bachelorarbeit.

Und wie geht es nach Ende der Polizeiausbildung weiter? Kurz vor dem Ende des Studiums darf man Wünsche äußern, in welcher Behörde man zugeteilt werden möchte. Diese können berücksichtigt werden, müssen jedoch nicht. Es werden Kriterien beachtet, wie zum Beispiel: habe ich Kinder, bin ich verheiratet, muss ich meine Eltern pflegen oder auch meine Abschlussnote. Letzten Endes kommt es auch darauf an, wo Bedarf ist oder wo zu viele eingeteilt werden könnten. Ich möchte später in eine Behörde, die eine Bereitschaftspolizeihundertschaft hat. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Polizei NRW natürlich Landesweit versetzen kann, in die Behörden, in denen Bedarf besteht. Es kann somit auch sein, dass ich sehr weit weg eingesetzt werden soll. Das kann passieren und darauf sollte man auch eingestellt sein, wenn man das Studium beginnt.

Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du Talenten empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Das Duale Studium bei der Polizei darf nie unterschätzt werden. Damit meine ich nicht nur den Berufsalltag, sondern eben auch das Studium an sich. Die Klausuren und Prüfungen sind anspruchsvoll, man muss viel für lernen und es wirklich ernst nehmen. Ich bin zum Beispiel in Verkehrsrecht durchgefallen, weil ich mich auf andere Fächer mehr fokussiert habe und dachte, Verkehrsrecht wäre ein leichtes Spiel. Dann konnte ich die Klausur zum Glück im zweiten Versuch bestehen.

Auch die Taktung ist sehr eng, also nach einer Prüfung kann man nicht feiern, sondern setzt sich weiter an die nächste Prüfung. Was ich den Talenten also empfehle: Es ist ein Studium und so sollte man es auch behandeln. Die körperliche Fitness sollte auch vorliegen. Außerdem muss man sich bei der Polizei halt bewusst sein, dass man auch mal von Leuten nicht gemocht wird. Bei uns gibt es einen Spruch, der besagt: „Wer für das Gute kämpft, wird dem Bösen begegnen“ – das trifft es ganz gut auf den Punkt. Es macht Spaß und man hat viel Abwechslung, aber man darf sich die Laufbahn bei der Polizei nicht einfach vorstellen. Es passieren nicht immer schöne Momente, aber wenn man sich eben für das Gute einsetzen möchte, ist es das Richtige – das ist auch der Grund, weshalb ich mich für die Laufbahn entschieden habe! Vielleicht noch eine wichtige Info für alle, die sich bei der Polizei bewerben möchte und wegen des Einstellungskriteriums mit der Körpergröße verunsichert sind: Ab diesem Jahr wurde diese Voraussetzung abgeschafft! Aber man muss dafür einen zusätzlichen Sporteignungstest. Dazu informiert euch dann aber am besten vorab nochmal über den Einstellungsberater:innen der Polizei in eurer Stadt.

„Umwege sind ein wichtiger Teil im Leben! Ich möchte Talente motivieren, wie sie handeln und denken sollten, wenn es beim ersten Anlauf nicht direkt klappt. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen das Leben nicht wie geplant verläuft und es ist immer schwierig davon abzuweichen. Dennoch stärkt es einen am Ende immer!“

Wie sieht denn dein typischer Alltag im Dualen Studium aus? Wie bereits gesagt besteht das Studium aus den drei verschiedenen Modulen Theorie, Training und Praxis. Die in der Theorie gelernten Inhalte werden im Trainingsblock im geschützten Raum geübt. Das findet am Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) statt. Hier geht es darum, die Inhalte einfach zu vertiefen und nach den Leitlinien die uns an die Hand gelegt wurden zu handeln. Dann geht es in die Praktika, die auf den Polizeiwachen stattfinden. Ich darf meine Praktika in Oberhausen absolvieren und bekomme so den Polizeialltag aus der Perspektive der Dienstgruppe zu sehen.

Lass uns zum Talentscouting kommen: Wie hast du davon erfahren und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Unser Oberstufenleiter am Heinrich-Heine hatte uns erzählt, dass Nils als Talentscout unsere Schule unterstützt und auf der Suche nach Talenten ist. Ich habe mich einfach eingetragen und mich beraten lassen, wie es für mich nach der Schule weitergehen kann. Ich hatte ihm von meinen Ideen erzählt und er hat alles mit mir reflektiert und mir Ansprechpersonen an die Hand gegeben, die mir mehr über meine Pläne, z.B. bei der Polizei, berichten können. Auch als ich die Absage bei der ersten Bewerbung erhielt, hat er sich bei mir gemeldet und hat mich immer unterstützt. Bei der Bewerbung fürs FSJ beim Deutschen Roten Kreuz war er ebenso an meiner Seite. Beim DRK hatte ich eine spannende Zeit, habe viel gesehen und bereits einen Einblick in die Arbeit mit Menschen bekommen. Ebenfalls konnte ich dort meinen Rettungshelfer machen, was mir für das spätere Leben auch erhalten bleiben wird.

Was war bei der Polizei bisher eigentlich dein schönster Moment? Das schönste war der Tag der Vereidigung. Als Polizistinnen und Polizisten mussten wir einen Eid schwören und es war das erste Mal nach Corona, dass wir es wieder richtig groß feiern konnten. Es fand in der Lanxess-Arena in Köln statt, wo wir mit Familie und Freunden einen unvergesslichen Tag genießen konnten. Es war eine wundervolle Zeremonie!

Wenn du einen Workshop für Talente halten würdest, was wäre dann dein Thema? Mein Workshop wäre „Was tun, wenn Plan A nicht klappt?“. Ich hatte ja erzählt, dass ich es erst beim zweiten Versuch bei der Polizei geschafft habe, aber ich möchte gerne meine Erfahrung teilen, wie es dann bei mir weiterging. Generell würde ich Talenten gerne motivieren, dass auch Umwege ein wichtiger Teil im Leben sind oder wie man handeln und denken sollte, wenn es beim ersten Anlauf nicht direkt klappt. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen das Leben nicht als gerade Linie entlang der Pläne verläuft und es ist immer schwierig von seinen Plänen abzuweichen. Dennoch stärkt es einen am Ende immer nur. Schließlich gibt es keine schlechten Erfahrungen. Erfahrungen sind einfach Erfahrungen.

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Ich bin ein Talent, weil ich verstanden habe, dass Talent zu sein nicht immer nur bedeutet, etwas gut zu können, sondern einfach zu sein, wer man ist und dazu bereit zu sein, seinen Horizont zu erweitern und immer nach vorne zu gucken.

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