Hallo Johannes, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Hi, ich bin Johannes, 20 Jahre, komme aus Essen. Ich studieren Bauingenieurwesen an der Hochschule Ruhr West in Mülheim.
Wie verlief deine Schulzeit? Welche waren deine Lieblingsfächer? Wie war dein bisheriger Bildungsweg? Ich war in Essen zu Beginn von der 5.-10. Klasse auf der Gesamtschule Essen Süd. Ich war im letzten Jahrgang der Schule, bevor sie ausgelaufen ist. Das war komisch als der Schulhof immer leerer wurde. Dann musste ich die Schule für die Oberstufe wechseln und war dann auf der Gesamtschule Holsterhausen und habe mein Abitur doch ganz ordentlich abgeschlossen. Der Übergang war aber etwas stressig, weil wir erst kurz vor den ZAPs (*Anmerkung: Zentrale Abschlussprüfungen nach Klasse 10) erfahren haben, dass wir für die Oberstufe wechseln müssen. Es waren noch andere Leute aus meinem Jahrgang an der Schule, aber es war doch schon wie ein Neustart, was aber ganz cool war, weil ich tolle neue Leute kennengelernt hab. Es war im Nachhinein also doch ganz gut. Auf der weiterführenden Schule in Klasse 5 habe ich nach den ersten Klausuren schon gesagt, dass ich Abitur machen möchte, auch wenn ich keine gute Vorstellung hatte, was das wirklich bedeutet. Ich hatte aber die Vision, das Maximum rauszuholen, weil die Noten gestimmt haben. In der weiterführenden Schule war mein Lieblingsfach das Wahlpflichtfach Naturwissenschaften. Das fand ich damals schon ziemlich interessant. Im Abitur waren es dann Mathe und Biologie. Die hatte ich dann dementsprechend als LKs gewählt. Das Interesse und die Motivation für die Fächer habe ich mit ins Studium genommen. Auch im 3. Semester macht mir das Studium immer noch Spaß. Mittlerweile habe ich die groben Grundlagen durch und es wird fachspezifischer und das ist schon interessant. Das Studium entspricht auf jeden Fall total meinen Erwartungen. Mir gefällt auch die viele Praxis, auch wenn einiges coronabedingt gekürzt werden musste.
Kannst du dich noch daran erinnern, wie du auf diese Ideen gekommen bist? Einerseits liegen mir die Bereiche ganz gut und ich habe da Spaß dran – das bezieht sich vor allem auf Mathe, Physik und Naturwissenschaften. Aber ich konnte mich schon von klein auf für Baustellen usw. begeistern.
Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du nun Bauingenieurwesen studierst? Ich glaube, sie freuen sich. Sie wären aber auch nicht enttäuscht, wenn ich eine Berufsausbildung gemacht hätte. Meine Eltern haben mich auf der weiterführenden Schule immer schon unterstützt und standen mir hilfsbereit zur Seite. Sie selbst haben nicht studiert, unterstützen mich aber weiterhin, damit ich Material fürs Studium habe zum Beispiel.
Was machst du denn gerne in deiner Freizeit? Engagierst du dich in irgendeiner Form? Mein größtes Hobby, was auch am zeitintensivsten ist, ist die „Pfandfinderei“ – also ich bin bei den Pfandfindern in Essen, schon seitdem ich 7 Jahre bin. Das sind schon ein paar Jährchen. Seit 2019 bin ich auch Leiter in verschiedenen Altersstufen gewesen. Wir leiten wöchentliche Gruppenstunden mit den Kindern, wo wir dann rausgehen und Gruppenspiele machen oder mal in den Wald gehen und einen Damm bauen oder eine Schnitzeljagd machen. Normalerweise machen wir auch zwei Ferienfreizeiten im Jahr. Das macht mir ziemlich viel Spaß. Momentan absolviere ich an Wochenenden noch eine Modulausbildung bei den Pfadfindern, um bessere Kompetenzen als Gruppenleiter zu haben, aber z.B. auch Wissen über versicherungsrechtliche Dinge zu erweitern. Ich fahre auch noch ziemlich gern Fahrrad, zum Beispiel zur Hochschule oder auch Mountainbike. Ich warte die Räder auch selbst und da geht auch ein bisschen Zeit drauf. Ich bin auch noch in einem Modellbau-Sportclub tätig. Das klingt jetzt etwas umständlich, aber einfach gesagt: Es gibt so kleine ferngesteuerte Autos und wir haben da eine Halle mit Rennstrecke und dort richten wir Rennen aus. Dort bin ich halt Kassenprüfer.
Wie hast du vom Talentscouting erfahren und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Erfahren habe ich davon in der Oberstufe. Es gab einen Aushang von Kilian (*Anmerkung: Talentscout der Uni Duisburg-Essen) und Mitschüler:innen waren schon bei ihm gewesen und meinten, das wäre ganz interessant. Dann bin ich auch mal zu ihm hin und wir haben gesprochen über Möglichkeiten, die man nach der Schule machen könnte und wie man an ein Stipendium kommen könnte. Kilian hat mich dann netterweise für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen – dafür großen Dank. Ich habe das Stipendium leider nicht bekommen, aber das Auswahlwochenende war sehr interessant. Auch die schriftliche Bewerbung hat geholfen, mal zu reflektieren und genauer hinzuschauen, was man auf seinem Lebensweg schon alles hinbekommen hat und was man für Fähigkeiten hat. Das war alles in allem recht hilfreich.
Hast du neben der Beratung dann auch an Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen (Talent-Talk, Workshops, etc.)? Das größte Event war das letzte TalenteNetzwerkTreffen in Präsenz an der HRW (*Anmerkung: Hier findest du mehr Infos zum TNT der HRW!)
Davor gab es noch digitale Treffen und Weihnachtsfeiern. Es war cool, mal eine paar Leute kennenzulernen. Ich habe an einer Veranstaltung zum Thema „Zeitmanagement“ des Talentscoutings der Uni Wuppertal teilgenommen. Das ist in der Klausurenphase recht wichtig und da finde ich es auch cool, dass es solche Angebote und Workshops gibt. Im Januar habe ich an der Fortbildung zum Talentpaten des NRW-Zentrums für Talentförderung teilgenommen. Dort werden Talente an zwei Tagen zu Talentpat:innen ausgebildet. Wir haben etwas über die Hintergründe von Talentförderung gelernt und erfahren, wie wir im Talentscouting als Vorbilder aktiv werden können. Ich freue mich, wenn ich dann interessierten Leuten von meinem Studium erzählen kann.
Erzähl doch mal, welche persönlichen Hürden du erlebt hast! Da kann ich zum Glück gar nicht so viel erzählen. Ich bin recht behütet aufgewachsen und hatte dadurch eher wenig Hürden. Wie gesagt, war der Schulwechsel von der 10. zur 11. Klasse ein bisschen eine Hürde. Man könnte noch sagen, dass ich Erstakademiker bin und es wäre schon leichter, wenn man einen Elternteil hätte, der einem sagen könnte „So läuft das.“ und „So musst du das machen.“. Beim Einstieg ins Studium hat mir vor allem das Mentoring der HRW geholfen. Das hat mir geholfen, den Durchblick zu behalten.
Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden?
Viel ausprobieren! Ich glaube, das habe ich selbst zu wenig gemacht. Vielleicht sich mal um Praktikumsplätze in den Ferien bemühen, wenn man sich für etwas interessiert, um dann zu vergleichen, welche Berufsfelder einem besser liegen. Dass man sich – im Gegensetz zu mir – mehr als ein halbes Jahr vor dem Abitur im Klaren ist, wohin die Reise gehen soll.
Ich habe meinen Studiengang recht schnell gewählt, aber ich habe doch das Gefühl, dass ich im Bauingenieurwesen ganz passend gelandet bin. Daher wäre das mein größter Tipp: Früh mit der Orientierung beginnen! Ich fand aber auch so Berufsmessen ganz interessant, wo man mit Unternehmen bzw. verschiedenen Vertretern sprechen und sich Vorträge anhören konnte. Das war hilfreich. Und natürlich ist auch das Talentscouting eine große Sache. Da ist immer jemand, der einem helfen kann.
Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Da ich ja jetzt die Qualifizierung zum Talentpaten habe, würde ich tatsächlich einen Workshop in die Richtung machen, am besten mit ein paar Leuten zusammen, wo man angehenden Studierenden oder Schüler:innen, die sich allgemein für ein Studium interessieren, ein paar Infos vermitteln kann und auf persönlicher Ebene bereichern kann.
Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ … ich versuche, Chancen immer zu nutzen und mich nicht davor scheue, mir Hilfe zu suchen, wenn ich etwas nicht gut kann.