Esra

Esras ehemaliger Lehrer war der festen Überzeugung, dass das Talentscouting zu ihrem Engagement und ihren Talenten passt. Als Stipendiatin und Talentbotschafterin unterstützt sie durch ihre eigenen Erfahrungen neue Talente und begleitet sie auf ihrem Weg zum Bildungserfolg.

Esra, 21, Studentin der Ruhr-Universität Bochum
(ehemalige Schülerin der Gesamtschule Saarn, Mülheim)

Hallo Esra, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Ich bin Esra, bin 21 Jahre alt und komme aus Mülheim an der Ruhr und studiere jetzt an der Ruhr-Universität Bochum Anglistik/Amerikanistik und Sozialwissenschaften auf Lehramt im fünften Semester. Mein fünftes Semester findet gerade als Auslandssemester in Cardiff statt und ich möchte danach auch den Master weitermachen.

Wie verlief deine Schulzeit? Welche waren deine Lieblingsfächer? Wie war dein schulischer Laufweg? Ich war auf der Realschule Broich in Mülheim. Bis zur achten oder neunten Klasse war ich eine durchschnittliche Schülerin von den Noten her. In den Sprachen war ich besser als in den Naturwissenschaften, generell war ich aber unmotiviert und habe wenig für die Schule getan. Irgendwann habe ich in der neunten Klasse angefangen, Nachhilfe zu geben und hatte plötzlich ein Ziel im Kopf: Es macht mir Spaß anderen etwas beizubringen und mir kam der Gedanke, mein Abitur zu machen und Lehrerin zu werden. Darauf fing ich an, richtig zu lernen und mir Mühe zu geben, so dass ich von der Realschule zur Gesamtschule Saarn wechselte. Die drei Jahre Abitur liefen dort echt erfolgreich, ich hatte meine Leistungskurse in Deutsch und Englisch. In der Zeit war ich auch zwei Mal Kurssprecherin. Wenn ich jetzt auf meine Schulzeit zurückblicke, denke ich an eine schöne und erfolgreiche Zeit, aber auch an eine Zeit, in der man kämpfen musste aufgrund des Leistungsdrucks, da ich gute Noten erreichen wollte. Am Ende habe ich mein Abitur auch mit einem Schnitt von 1,2 absolvieren können, worauf ich auch sehr stolz bin.

Kannst du dich noch daran erinnern, wie du auf diese Ideen gekommen bist? Meine Nachbarin hatte mich irgendwann angesprochen, ob ich ihrer Tochter Nachhilfe in Englisch geben könnte. Das war so der ausschlaggebende Grund, dass ich mich entschieden habe, junge Menschen zu unterstützen und ihnen etwas beizubringen. Dadurch, dass das Erteilen von Nachhilfe mir so Spaß gemacht hat, ich gerne mit anderen Menschen zusammenarbeite und mich auch für Sprachen und Sozialwissenschaften interessiere, war Lehramt für mich die perfekte Idee.

Was sagen denn deine Eltern dazu, dass du nun studierst und Lehrerin werden möchtest? Meine Eltern lieben meine Idee, Lehrerin zu werden. Ihr Traum ist es, dass eine ihrer Töchter Lehrerin wird, denn sie stammen aus der Türkei und Lehrer*in ist dort ein sehr anerkannter Beruf. Ich komme aus einer bildungssystemfernen Familie, meine ältere Schwester studiert bereits und ich bin jetzt die Zweite.

Was machst du denn gerne in deiner Freizeit? Ich lese sehr gerne und auch viel. Ich habe meinen eigenen Rekord geschlagen und 81 Bücher gelesen, letztes Jahr waren es 70. Schreiben liebe ich auch, also ich interessiere mich total für Lyrik und Gedichte. Ansonsten schaue ich Serien und gehe auch gerne shoppen.

Neben deinen Hobbys, engagierst du dich in irgendeiner Form noch? Ich war wie zuvor gesagt Kurssprecherin und davor auch Klassensprecherin. Außerdem habe ich bei „Jugend debattiert“ und im Initiativkreis Ruhr teilgenommen. Das soziale Engagement kam dann so richtig während des Studiums: Ich bin an der RUB Talentbotschafterin, die Fortbildung fand im August statt und wurde mit Talenten der RUB im NRW-Zentrum für Talentförderung(1) durchgeführt. Ich war auch oft bei den Workshops für die Vorbereitung zur Studienstiftung des Deutschen Volkes dabei und habe Talente dabei unterstützt, die bald ihr Auswahlverfahren vor sich hatten. Ab und an bekomme ich von Nils, meinem Talentscout, auch eine Nachricht, ob ich jemanden bei Fragen zur Seite stehen kann (lacht).

Was machst du als Talentbotschafterin? Als Talentbotschafterin stehe ich anderen Talenten als Ansprechpartnerin zur Verfügung und kann frei gestalten, wie ich sie unterstützen kann. Aktuell findet viel über Videoberatung statt, da ich ja aktuell in Cardiff bin. Wenn ich zurückkomme und Corona uns nicht in den Weg kommt, wird es sicher auch mehr in Präsenz geben, zumal ich es schöner finde, mit anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen und ihnen auch mal den Campus zu zeigen.

Wie hast du vom Talentscouting erfahren und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Ich weiß es noch hundertprozentig (lacht). Ich hatte in der Oberstufe im ersten Halbjahr einen Geschichtskurs und mein Lehrer hatte über das Talentscouting gesprochen und damals wurde es bei uns neu eingeführt an der Gesamtschule Saarn. Es wäre für diejenigen, die studieren möchten und eine:n Ansprechpartner:in bräuchten und ich hatte meine Stufenleiterin gefragt, ob ich das Angebot annehmen könnte und sie hat gesagt, dass es gut zu mir passen würde.


(1) Anmerkung: Das NRW-Zentrum für Talentförderung der Westfälischen Hochschule bietet u.a. im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen die Weiterbildung zum NRW-Talentscout an. Nähere Infos findest du hier.

Ich habe nur positive Erinnerung an Nils und die ganzen Beratungsgespräche, die wir zusammen durchgeführt haben, es waren echt viele – wir kennen uns nun seit fünf Jahren. Ich bin sogar eines seiner ersten Talente, da Nils auch in dem Jahr als Talentscout angefangen hat. Ich bin echt froh, dass es das Talentscouting gibt, es hat mir so viel gegeben und mich bei all meinen Plänen unterstützt. Nils hat mir immer meinen Druck genommen, den ich mir während des Abiturs selbst oft gemacht hatte und hat mir Mut gemacht, meinen eigenen Weg zu gehen. Er hat mich in jeglicher Art unterstützt, war auch an meiner Seite, als ich meine Ideen und Interessen hinterfragt habe. Wir haben uns verschiedene Studiengänge angeschaut, z.B. auch Journalismus, da ich sehr gerne schreibe.

Eine große Sache, die wirklich sehr hilfreich in den drei Jahren war, dass Nils mich bei Gesprächen mit meinen Lehrer:innen begleitet hat, da ich Sorge vor den Abiprüfungen hatte. Ohne ihn, hätte ich mir das Gespräch wahrscheinlich nicht zugetraut und auf diese Weise konnte Nils mir die ganzen Ängste nehmen und hat einfach so viel Verständnis für meine Situation gezeigt. Auch bei der Bewerbung für die Studienstiftung hat er mich von Anfang bis Ende begleitet und er hat sogar mit meinem Schulleiter gesprochen und meinte zu mir, dass ich mit ihm sprechen solle, um ihm zu sagen, dass ich für die Schulvorschläge berücksichtigt werden möchte. Und es war erfolgreich!
Nils ist ein Ehrenmann, weil er mich so persönlich und fachlich unterstützt hat.

Durch das Talentscouting bin ich einfach selbstbewusster geworden und habe meine Ziele erreicht, die ich mir schon immer vorgenommen hatte.

Hast du neben der Beratung dann auch an Veranstaltungen des Talentscoutings teilgenommen (Talent-Talk, Workshops, etc.)? Ich bin im TalenteNetzwerkTreffen der Hochschule Ruhr West und auch der Universität Bochum aktiv und nehme immer an den verschiedenen Veranstaltungen der beiden Hochschulen teil. Bei euren Weihnachts-TalenteNetzwerkTreffen war ich auch dabei!

Welche persönlichen Hürden hast du erlebt, Esra? Der Stress, den ich mir oft durch die Prüfungen und Noten gemacht habe, war definitiv eine ständige Hürde. Außerdem komme ich, wie zuvor gesagt, aus einer bildungssystemfernen Familie, also konnte ich mit meinen Eltern wenig bis kaum über das Thema Studium sprechen und hatte dort erstmal keine:n Ansprechpartner:in. Auch der Einstieg ins Studium fiel mir schwer, also der Leistungsanspruch vom Abitur bis zum Studium war echt groß und ich hatte mit mir selber zu kämpfen, da ich die guten Noten gewohnt war und irgendwann habe ich realisiert, dass es normal ist, dass man sich anpassen muss, auch von den eigenen Leistungen her.

Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Es ist keine einfache Zeit, es sind große Schritte, die man gerade macht und die auf einen zukommen. Ob Ausbildung, Studium oder Ausland – wenn ihr euch gerade orientierungslos fühlt, ist das völlig normal! Bei mir klingt es vielleicht so, als ob ich immer einen festen Plan hatte, aber das stimmt nicht ganz. Es kommt alles mit der Zeit. Lasst es auf euch zukommen, wenn ihr Unterstützung braucht, dann sprecht mit euren Lehrer:innen und euren Talentscouts.

Folgt eurem Herzen und träumt groß! Macht das, was euch gefällt, weil vieles wirkt immer unmöglich, aber so unmöglich ist es meistens gar nicht. Wenn ihr merkt, dass ihr etwas beginnt und euch gefällt es nicht, dann orientiert euch um und probiert euch aus! Es ist in Ordnung, sich umzudrehen und was Neues zu probieren und holt euch Unterstützung, wenn ihr sie braucht – das ist der Rat, den ich euch mitgeben möchte. Jeder Rat ist ein guter Rat.

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Ich würde auf jeden Fall einen Workshop zum Thema Stressabbau anbieten und wie man Stress erfolgreich bewältigen kann. Gerade akademischer Stress, also Leistungsdruck und der ständige Gedanke, nur die besten Noten erreichen zu wollen, kann einem langfristig nicht guttun. Ich finde, gewisse Zweifel und Sorgen sind völlig normal, es kommt darauf an, wie man damit umgeht und es abbaut. Den Workshop würde ich dann jedem anbieten, ob Schüler:in oder Student:in, auch Lehrer:innen und jedem Erwachsenen – jede:r hat Stress und wir müssen uns Zeit nehmen, es auch mal loszuwerden.

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ ich mir bis zum jetzigen Tag viel Mühe gegeben und nun die Belohnung erhalten habe. Ich bin ein Talent, weil ich glaube, dass ich nicht als Talent geboren wurde und durch die Unterstützung vieler Mitmenschen und meinem Fleiß zu einem Talent geworden bin. Und ich bin ein Talent, weil ich ein Talent sein will!

Talent Esra

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