Conrad

Conrad studiert Maschinenbau an der RWTH Aachen. Ursprünglich wollte er eigentlich mal Journalist werden - lebhaft und ehrlich nimmt er uns mit auf seine Reise und erzählt uns nicht nur, wie er letztendlich dort gelandet ist, wo er jetzt ist, sondern gibt uns auch Einblicke in seine Höhen und Tiefen!

Conrad, 20 Jahre, Maschinenbau RWTH Aachen

Hi Conrad, erzähle uns zum Start doch gerne etwas über dich – wie alt bist du, wo kommst du her, was machst du? Hi! Ich bin Conrad, ich bin 20 Jahre alt, studiere Maschinenbau an der RWTH in Aachen und komme ursprünglich aus Oberhausen. Dort habe ich eine sehr tolle Schule besucht, nämlich das Bertha-von-Suttner-Gymnasium – für mich die beste Schule, Grüße gehen raus! Ich habe dort 2021 mein Abi gemacht und bin jetzt im vierten Semester meines Studiums. 

Magst du uns etwas über dein Studium erzählen? Mit welchen Inhalten beschäftigst du dich? Puh, man lernt echt total viele verschiedene Dinge und baut sich ein sehr vielfältiges Wissen auf, was ich super cool finde. In den ersten Semestern geht es natürlich viel um mathematische Grundlagen, was zum Teil echt ein Krampf war. In der ersten Vorlesung dachte ich noch: „jo, kenne ich“, aber spätestens ab der dritten Vorlesung war das nicht mehr der Fall (lacht). Aber es gibt auch viele spannende Module im Bereich Informatik, Elektrotechnik, Physik, Chemie, Mechanik & Co. Man lernt z.B. wie sich Bauteile unter verschiedenen Belastungen verhalten und wie man diese Belastungen berechnen kann. Man lernt ziemlich umfangreich und sehr praxisnah wie die technische Welt um einen herum funktioniert. Bis zum jetzigen Zeitpunkt würde ich das Studium als einen „Rundumschlag“ der Naturwissenschaften bezeichnen.

Kannst du dich noch daran erinnern, wie du auf die Idee gekommen bist, Maschinenbau zu studieren? Also, ursprünglich wollte ich eigentlich Journalist werden! Ich habe mein zweiwöchiges Schulpraktikum bei der Verlagsgruppe „Die Zeit“ in Hamburg gemacht. Gott sei Dank! Denn meine Vorstellung, die ich vom Journalismus hatte, hat nicht der Realität entsprochen. Ich dachte, dass ich als Journalist viel unterwegs wäre, Sachen herausfinden würde – also investigativen Journalismus betreiben würde. In der Realität finden viele Recherchen aber eben doch im Büro vor dem Rechner statt und einige Artikel werden von externen Experten geschrieben. Trotzdem war das Praktikum wirklich spannend und ich konnte hautnah miterleben, wie Die Zeit einen Skandal aufgedeckt hat. Die ausschlaggebenden Gründe, weshalb ich mich letztendlich gegen den Journalismus entschieden habe, waren, dass mir zum einen bewusst wurde, dass ich insgesamt auf wenige Zeitschriften angewiesen wäre, die mich interessiert hätten. Und diese Verlagsgruppen wären in Großstädten wie Hamburg gewesen und ich bin einfach kein Großstadtmensch. Und zum anderen habe ich für mich erkannt, dass ich einen Job haben möchte, bei dem ich pünktlich Feierabend machen kann. Mir ist mein Privatleben sehr wichtig und daher möchte ich eine gute Work-Life-Balance haben. Ich schließe für mich aber nicht aus, dass ich doch noch einmal irgendwann im Journalismus lande.

Wie bist du denn dann vom Journalismus beim Maschinenbau gelandet? Ich habe an verschiedenen Info-Veranstaltungen von verschiedenen Hochschulen teilgenommen. Alles, was mit Physik und Technik zu tun hatte, hat mir echt gefallen und irgendwann bin ich auf Maschinenbau gestoßen, was eine super Kombination aus meinen Interessen ist.

Welche Interessen, Fähigkeiten und Stärken sollte man deiner Meinung nach für ein Maschinenbau-Studium mitbringen? Also, wer in der Schule viel Begeisterung für die ganzen naturwissenschaftlichen Fächer aufbringt, ist im Maschinenbau-Studium sicherlich ganz gut aufgehoben. Man sollte auf jeden Fall eine Affinität für Zahlen haben, da man in den ersten vier Semestern eigentlich durchgehend am Rechnen ist. Es ist aber ein anderes Rechnen als in der Schule. Also, der Praxisbezug ist immer erkennbar, auch wenn das Studium an sich extrem theoretisch ist. Mir ist wichtig zu sagen, dass man eine unglaubliche Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen mitbringen sollte. Ich habe mich bewusst für die RWTH entschieden, aber es sollte einem klar sein, dass die Uni riesengroß und die Durchfallquote in meinem Studiengang echt hoch ist. Die RWTH hat einen sehr guten Ruf und ich bin mir sicher, dass es sich irgendwann auszahlen wird, hier studiert zu haben. Trotzdem sollte man das einfach wissen. Auch, um nicht an sich selbst zu zweifeln, wenn man durch die ersten Klausuren fällt und sich die Studienzeit evtl. verlängert. So geht es sehr vielen von uns.

Das klingt so, als wäre dein bisheriger Weg nicht immer leicht gewesen. Magst du uns mehr über deine Herausforderungen und Hürden erzählen? Ich finde, dass die Herausforderungen schon damit beginnen, sich für ein Studium oder eine Ausbildung zu entscheiden.

Ich würde es allen empfehlen, die sich noch nicht sicher sind, was sie machen wollen, sich nach dem Abi Zeit zu nehmen, sich auszuprobieren und sich klarzumachen, was sie eigentlich wirklich wollen.

Eigentlich würde ich es jedem empfehlen, sich nach dem Abi eine Pause zu gönnen (lacht). Während Freunde von mir ihren Sommer genossen haben, habe ich damals das Vorpraktikum fürs Studium gemacht und bin dann direkt nach Aachen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich es jetzt anders machen würde. Ich würde mir etwas Zeit für mich selbst nehmen, vielleicht ein bisschen reisen, etwas von der Welt sehen. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Im Studium fand ich es schon sehr herausfordernd, an die eigenen Grenzen zu stoßen. In der Schule hatte ich immer sehr gute Noten, ohne sonderlich viel dafür tun zu müssen. Hier stecke ich extrem viel Zeit in die Vorbereitung. Und wenn man für eine Klausur, die 250 Stunden Arbeitsaufwand erfordert, locker 250 Stunden investiert, dann durchfällt, wieder locker 200 Stunden reinsteckt und dann wieder nicht sicher ist, ob man bestanden hat, ist das schon sehr frustrierend. Da zweifelt man schon an sich, an den eigenen Kompetenzen und fragt sich, ob man im richtigen Studiengang sitzt. Es ist nicht nur einmal passiert, dass ich den Gedanken hatte, das Studium abzubrechen.

Jetzt bekommen bestimmt alle Angst, Maschinenbau an der RWTH Aachen zu studieren (lacht). Aaaaber, du hast dich ja letztendlich dafür entschieden, weiterzumachen. Wie kam’s und was hat dir dabei geholfen, durchzuhalten? Wichtig war für mich, zu erkennen, dass es meinen Kommiliton:innen genauso geht. Als ich für mich akzeptiert habe, dass ich vielleicht nicht mehr der „Oberstreber“ bin und ich angefangen habe, das Ganze etwas entspannter zu sehen, hat es auch wieder angefangen Spaß zu machen. Ich habe vielleicht nicht jede Klausur im ersten Versuch bestanden, aber ich habe sie zumindest bisher alle bestanden – auch die Klausur, von der ich eben erzählt habe (lacht)! Ich möchte damit keine Angst machen, das Studium anzufangen. Ich möchte, dass sich diejenigen, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden (werden), an meine Worte erinnern und nicht direkt an sich selbst zweifeln.

Hast du noch ein paar Tipps und Tricks für die „Selbstzweifler“ unter uns? Mir hilft es, Zeit mit meinen Freunden, meiner Freundin und meiner Familie zu verbringen und mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich habe für mich z.B. das Bouldern entdeckt. Mein Studium ist zeitintensiv, aber ich achte darauf, dass ich trotzdem immer auch Freizeit habe und diese mit Dingen fülle, die mir guttun.

Es ist einfach wichtig, dass du irgendwann für dich lernst, dass du dein Bestes gibst – „das Beste geben“ aber nicht bedeutet, 15 Stunden am Tag zu lernen, fünf Stunden zu schlafen und dann weiterzumachen. Es ist wichtig, dass es dir dabei psychisch gut geht! Und dafür ist es so wichtig, dass du neben deinem Studium noch ein Leben hast. Das Studium ist wichtig, aber es ist nicht alles im Leben. Sprich mit Menschen, die dir guttun, gehe Hobbies nach – fülle dein Leben mit Dingen, die dir auch wichtig sind. Wenn du dann mal bei einer Prüfung durchfällst, hängt dein Leben nicht davon ab, da du es auf mehreren Stützpfeilern aufgebaut hast.

Und, nicht vergessen, wir sind nicht in direkter Linie mit Albert Einstein verwandt (lacht). Humor hilft mir auf jeden Fall auch immer! Das Leben ist halt so – mal verliert man, mal gewinnt man. Und wenn es mal nicht klappt, sollte man sich nicht nur auf diese eine „Niederlage“ konzentrieren, sondern sich daran erinnern, wo man herkommt. Man sollte sich daran erinnern, was man schon alles geschafft hat und darauf stolz sein! Und auch über Umwege findet man immer seinen Weg!

Wirklich weise Worte! Wenn wir gerade schon dabei sind, deine Weisheit anzuzapfen – wenn du jetzt mit all deinen Erfahrungen im Gepäck an die Zeit zurückdenkst, in der du entscheiden musstest, was du beruflich machen möchtest, was würdest du Schülerinnen und Schülern als Tipps und Tricks für ihren Entscheidungsprozess mit auf den Weg geben? Ich würde gerne zur Mündigkeit aufrufen. Es wird immer Menschen geben, die an deiner Entscheidung zweifeln. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, wirklich immer, wofür ich sehr dankbar bin, und trotzdem war ihre erste Reaktion, als ich Zuhause erzählt habe, dass ich Maschinenbau studieren werde: „Puh, das ist ja ganz was anderes, bist du dir wirklich sicher?“. Und auch, wenn du mit Zweifeln anderer konfrontiert wirst, musst du deine eigene Entscheidung treffen. Wenn deine Eltern wollen, dass du Jura studierst, du selbst Jura aber katastrophal findest, bitte, tu‘ es nicht! Es wird dir keinen Spaß machen. Es ist wichtig, das zu machen, womit DU dich wohlfühlst.

Wie hast du deinen Talentscout kennengelernt und wie konnte das Talentscouting dich unterstützen? Ich habe Nam im August 2020 kennengelernt. Er hat mir geholfen, mich selbst zu finden und mich in all den Möglichkeiten, die nach dem Abi auf mich warteten, zu orientieren. Auch mit schulischen Angelegenheiten konnte ich immer zu ihm kommen. Eigentlich war er eine allumfassende Hilfestellung – es gab keine Frage, die ich nicht stellen konnte. Und da meine Eltern nicht studiert haben, gab es viele. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich ihn gefragt hatte, wofür „WiSe“ steht (lacht), also „Wintersemester“. Das Talentscouting war mir auch eine große Unterstützung bei meiner Bewerbung für ein Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ich habe z.B. an einem Coaching für das Auswahlgespräch teilgenommen. Ich glaube, da erfolgreich gewesen zu sein, darauf hatte das Talentscouting einen sehr großen Einfluss.

Magst du uns etwas zu deinem Stipendium erzählen? Also, ein Stipendium ist zum einen natürlich eine sehr große Entlastung, was die Finanzierung eines Studiums angeht. Zum anderen möchte ich aber auch nicht die ideelle Förderung missen. Ich habe durch mein Stipendium sehr viele tolle Leute kennenlernen dürfen und ein Netzwerk aufbauen können!

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dein Thema? Ich glaube es würde um Resilienz gehen. Ich denke, ich habe mittlerweile gute Copingstrategien entwickelt, die mir helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Mir wäre es wichtig, dass Menschen mit einem gestärkten Selbstwertgefühl aus meinem Workshop herausgehen und selbstbewusster durchs Leben gehen.

Last but not least, vervollständige bitte diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…“ Mir fällt es noch immer schwer, mich als Talent zu bezeichnen, allerdings denke ich, dass ich gut mit Menschen umgehen und mich in sozialen Gebilden fortbewegen kann. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch und ich habe Durchhaltevermögen und Biss. Wenn ich etwas schaffen möchte, ziehe ich das auch durch.

Talent Conrad

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