Aiden

Aiden ist über Umwege an sein Studium in Mensch-Technik-Interaktion an der Hochschule Ruhr West gelangt. Als Erster aus seiner Familie studiert er nun und hat aufgrund seiner akademischen Leistungen ein Deutschlandstipendium erhalten.

Aiden, 27, Hochschule Ruhr West

Hallo Aiden, erzähl etwas über dich, wie alt bist du, wo kommst du her? Ich komme aus Neuss, ich bin 27 Jahre alt und studiere aktuell Mensch-Technik-Interaktion im 7. Fachsemester an der HRW. Ein Jahr habe ich aber noch vor mir.

Wie kamst du auf Mensch-Technik-Interaktion? Super zufällig, eigentlich wollte ich Lehramt Kunst/Germanistik in Osnabrück studieren, aber dann wollte ich wegen der Familie nicht so weit wegziehen. Dann habe ich geschaut, wo ich hier in der Nähe mit Fachabitur studieren kann, kam dann auf den Studiengang Mensch-Technik-Interaktion und dachte mir „ach ja cool, das interessiert mich!“

Wie würdest du deinen Studiengang erklären? Das ist eine Verbindung aus Psychologie und Informatik und soll menschzentrierte barrierefreie Software anbieten. Natürlich benutzerfreundlich und auf die Zielgruppe bezogen. Häufig ist Software, die Senior:innen als Zielgruppe hat, gar nicht für diese ausgelegt. Da setzen wir an.

Bevor wir zu deinem schulischen Laufweg kommen. Wie geht es nach dem Studium für dich weiter? Ich würde gerne an der Hochschule als Mitarbeiter bleiben und einen Master machen und danach würde ich am liebsten in die Forschung.

Wie verlief deine Schulzeit? Welche waren deine Lieblingsfächer? Wie war dein schulischer Laufweg? Die Schulzeit war ein bisschen anders. Ich habe im 9. Schuljahr meinen Hauptschulabschluss gemacht und bin dann von der Gesamtschule wegen einer Mobbingsituation runtergegangen. Dann musste ich woanders den Realschulabschluss nachholen, habe dann erstmal eine Ausbildung gemacht und während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass die Folgen des Mobbings sich stark auf meine psychische Gesundheit niedergeschlagen haben. Dennoch habe mich dann dazu entschlossen, das Fachabitur in Dortmund nachzumachen.

Was hat dein Umfeld dazu gesagt? Als ich meiner Mama gesagt habe, dass ich das Fachabitur machen möchte, hatte sie Sorge, dass es zu schwer für mich ist, weil ich meinen Hauptschulabschluss mit einem Schnitt von 3,6 gemacht habe. Ich wollte ihr zeigen, was ich schaffen kann und habe dann ein Fachabitur in Gestaltung mit einem Schnitt von 1,2 als Jahrgangsbester absolviert.

Wie hast du es hinbekommen, solch eine gute Leistung im Fachabi zu erbringen, obwohl du noch unter den Folgen des Mobbings gelitten hast? Ich war schon zu Anfang des Fachabiturs in Therapie, da haben mich meine Lehrkräfte unfassbar unterstützt. Das hat natürlich zu meiner guten Leistung beigetragen.

Wenn du einen Workshop halten würdest, was wäre dann dein Thema? Bestimmt Lernorganisation. Also wie ich meinen Alltag strukturieren kann.

Was machst du denn gerne in deiner Freizeit? Da habe ich nicht viel Zeit, aber ich arbeite als Tutor im Bereich Grundlagen der Ergonomie und Psychologie mit Studierenden im ersten Semester. Nebenbei nehme ich an Kursen für Gebärdensprache teil, weil ich darin eine sehr gute Möglichkeit sehe, dass auf meine Arbeit später anzuwenden. Damit kann man Software barrierefrei machen. Vor Corona habe ich bei Veranstaltungen in Jugendzentren das Catering gemacht. Ich backe sehr gerne. Ich war auch Mentor an der HRW, habe dann ein Jahr ausgesetzt und fange jetzt wieder an. Ich bin da durch das Newsportal rangekommen, habe dann die Ansprechperson bei uns angeschrieben und konnte direkt mitmachen.

Sehr stark! Das hier ist dein Talentportrait, lass uns nochmal zeitlich zurückgehen. Wie bist du zum Talentscouting gekommen? Die Lehrkräfte haben mich zum Talentscouting geschickt und da ist dann rausgekommen: Ich bin der Erste in meiner Familie, der das Abitur absolviert hat. Ich wurde direkt gefragt, ob ich studieren möchte. Das war klar. Ich möchte studieren! Ich wusste nur nicht was.

Wie war dein erstes Gespräch mit deinem Scout? Wir haben viel über meinen Lebensweg gesprochen: Also wie ich zum Fachabitur gekommen bin, weil ich ja recht alt war im Vergleich zu den anderen. Dann kamen wir halt auf meinen Hintergrund und was ich machen möchte. Da bin ich erstmal draufgekommen, dass ich Lehramt auch nur mit Fachabitur in Osnabrück studieren kann. Dann kamen wir direkt auf das Thema Stipendium, meine Lehrkräfte haben mir dann Empfehlungsschreiben geschrieben und ich habe mich vor Studienbeginn – dass das geht wussten viele meiner Kommiliton:innen nicht – für das Deutschlandstipendium beworben und das dann auch für ein Jahr erhalten.

Mit diesen Erfahrungen, die du gesammelt hast: Was würdest du anderen Schüler:innen empfehlen, die sich gerade in der Studien- und Berufswahl befinden? Vor allem: Lasst euch Zeit, findet das was ihr machen möchtet. Es ist genug Zeit für Erfahrungen, Auslandsjahre oder Praktika!

Zum Schluss die wichtigste Frage. Vervollständige diesen Satz: „Ich bin ein Talent, weil…?“ Da haben sicher mehrere Talente das Problem das selbstbewusst zu sagen (lacht).

Ich bin ein Talent, weil ich aus einem nichtakademischen Haushalt komme, wo es nicht normal ist zu sagen „ich studiere jetzt, ich verdiene nicht sofort Geld, ich steck jetzt mehr Arbeit rein, mehr Zeit, ich will mehr erreichen. Ich weiß, dass mehr in mir steckt und ich möchte das auch erreichen und das trotz der Tatsache, dass ich neben dem Studium arbeiten muss, weil ich kein BAföG bekomme. Ich bin auch ein Talent, weil ich mir trotz den ganzen Umwegen wie zum Beispiel die Umzüge oder die Mobbingerfahrung, ein hohes Ziel gesetzt habe.

Talent Aiden

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