Der letzte Talent-Talk befasste sich mit dem Thema, inwiefern sich Emotionen wie Glück und Freunde auf das Lernen und die Leistungen (sowohl schulische als auch berufliche) auswirken. Der Gastredner Prof. Dr. Olaf-Axel Burow zeigte, dass die Hirnforschung bereits belegen konnte, dass vor allem Freude und Glück nicht nur die Motivation, sondern auch die Lernleistung steigern und gibt Denkanstöße zur Reformierung des Schulsystems.
Schlechte Leistungen, aber trotzdem erfolgreich?
Nicht immer bedeuten schlechte oder durchschnittliche Schulnoten auch gleich ein schlechteres Karrierepotenzial. Es gibt viele sehr erfolgreiche Vorbilder, die z.B. Probleme mit der Rechtschreibung hatten, wie z.B. Walt Disney. Andere wiederum wie z.B. Apple-Gründer Steve Jobs oder Bill Gates, der zweitreichste Mensch der Welt, schmissen ihr Studium und haben somit keinen Universitätsabschluss. Der berühmte Schriftsteller Thomas Mann wiederholte während seiner Schulzeit zwei Klassen und ging mit Mittlerer Reife vom Gymnasium. Später erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Der IQ oder Schulnoten sind also nicht entscheidend, wenn es darum geht erfolgreich zu sein, sondern inwieweit man seine Talente und Neigungen für seinen Beruf nutzt.
„Menschen sind nicht glücklich, weil sie erfolgreich sind, sondern erfolgreich, weil sie glücklich sind.“
Dieses Zitat von Sonja Lyubomirsky, Psychologie-Professorin an der Universität von Kalifornien, lässt sich auf das Schul- und Lernsystem übertragen. Schüler, die das lernen, was ihnen Spaß macht, sind motivierter und leistungsbereiter und somit auch erfolgreicher. Jeder kennt dieses Phänomen aus der eigenen Schulzeit: in den Lieblingsfächern saß man gerne und war motiviert etwas neues zu lernen, in den weniger beliebten Fächern zählte man dagegen nur die Minuten bis zur Pause. Menschen sind also erst dann erfolgreich, wenn sie das tun, was in ihrem Element liegt, was sie antreibt und sie glücklich macht.
Das deutsche Bildungssystem – ein Auslaufmodell?
Unser Schulsystem ist jedoch nicht darauf ausgelegt, ein „glückliches und erfolgreiches“ Lernen zu gewährleisten. Das Lernen an sich ist sehr personenabhängig und die Lernzyklen sind sehr individuell. Jeder Schüler und jede Schülerin hat seinen oder ihren individuellen Intelligenztyp, der die eigenen Neigungen wiederspiegelt. So gibt es sprachliche, logisch-mathematische, musikalisch-rhythmische, bildlich-räumliche, körperlich-kinästhetische, naturalistische, interpersonelle, intrapersonelle oder existenzielle Intelligenztypen.
Auf diese unterschiedlichen Intelligenz- und Lerntypen wird jedoch in den Schulen kaum eingegangen. Aktuell sind die Bildungsprozesse in den Schulen zu stark standardisiert durch standardisierte Prüfungen, Noten und Vorgaben der Lehrpläne.
Burow fordert deshalb eine Umstrukturierung des Schulsystems weg von der Bildung als „Massenprodukt“ hin zu einer personalisierten Lernumgebung, die an den Neigungen der Schüler/innen anknüpft. Durch die Vernetzung von verschiedenen Lerntypen können sich die Talente gegenseitig ergänzen und so noch erfolgreicher agieren. Ein Beispiel dafür ist das Apple Gründer-Team aus Steve Jobs und Steven Wozniak . Steve Jobs war der Visonär und Leiter des Vorhabens und damit eher ein sprachlicher oder bildlich-räumlicher Intelligenztyp. Seine Stärke lag darin, die Menschen zu fordern, motivieren und zu begeistern. Das Talent von Steven Wozniak lag hingegen in der technischen Umsetzung der Ideen. Sein Intelligenztyp liegt eher im logisch-mathematischen Bereich. Die Kombination dieser Intelligenz- und Lerntypen führte letztendendes zu dem Durchbruch und dem Erfolg der Apple-Generation. Im Schulsystem könnte eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit der Intelligenztypen gefördert und gefordert werden durch verschiedene Gruppenarbeiten. Allerdings können die Intelligenztypen der einzelnen Schüler/innen nicht einfach vorausgesagt werden, sondern müssen von den Schülern/Schülerinnen selbst entdeckt werden. Dafür müsste es mehr individuelle Lernumgebungen geben, in denen die Schüler/innen wertfrei ihre Talente entdecken können.
Talente entdecken durch das Talentscouting
Genau hier setzt das Talenscouting an. Viele Schüler/innen kennen ihren Intelligenz- oder Lerntyp gar nicht. Dementsprechend fällt es auch schwer, die eigene berufliche Zukunft zu planen. Wenn man nicht weiß, was einem richtig gut liegt und worin man besonders gut ist, kann man dies auch nicht im Job nutzen. Das Talentscouting beruht darauf, den Schülern/Schülerinnen mit Anerkennung und Wertschätzung entgegenzutreten um Vertrauen zu gewinnen und das eigene Vertrauen in sich selbst und in seine Talente zu stärken. Die Schüler sollen dadurch motiviert werden, sich Herausforderungen zu stellen und merken, dass sie selbst etwas bewirken können. Denn wer seine Talente und Stärken kennt, kann sie effektiv für die Job- oder Ausbildungssuche nutzen. Und wer seine Träume und Begeisterung dann verwirklichen kann, der ist auch auf dem besten Weg zum persönlichen Glück und Erfolg!